Für China brach letzte Woche eine Zeit der Premieren im Kosmos an. Heute konnte ein Wissenschafts-Satellit erfolgreich ins All gehievt werden.
Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: Xinhua, SPACE.com.
Kaum eine Woche nach dem allerersten eigenen bemannten Raumflug konnte die Volksrepublik China heute einen weiteren erfolgreichen Start ins All verzeichnen. Mit einer Trägerrakete des Typs Chang Zheng 4B (zu deutsch „Langer Marsch“) gelangte der China-Brazil Earth Resources Satellite, kurz CBERS 2, nach einem 12-minütigen Aufstieg in einen rund 725 Kilometer hohen sonnen-synchronen Orbit mit einer Inklination von 98,5 Grad. Der Lift-off um 11:16 Uhr Beijing-Zeit (05:16 Uhr MESZ) vom Startzentrum Taiyuan im Südwesten der Provinz Shanxi verlief nach chinesischen Angaben völlig problemfrei. Nach Erreichen der vorgesehenen Umlaufbahn konnten die internen Systeme sowie die Sonnensegel wie geplant aktiviert bzw. entfaltet werden. Bei dem knapp 1.600 Kilogramm schweren Satelliten handelt es sich um den zweiten Teil eines sino-brasilianischen Gemeinschaftsprojekts. Bereits im Oktober 1999 gelangte mit CBERS 1 ein erstes Gefährt dieses Typs in einen Erdorbit. Nach einer Verdopplung der vorgesehenen Lebensdauer wurde dieser Satellit vor zwei Monaten außer Betrieb genommen.
Ziel des Projekts ist die Erdbeobachtung, insbesondere die Überwachung der Umweltverschmutzung, die Verzeichnung von landschaftlichen Veränderungen in ausgewählten Regionen der Erde sowie das Auffinden neuer Mineralien-Lagerstätten unter der Erdoberfläche. Dabei sollen auch Aufgaben übernommen werden, welche seit dem Ausfall des US-amerikanischen Satelliten Landsat 7 in diesem Sommer unbearbeitet blieben. Mit dem Bau von CBERS 2 wurde bereits 2000 begonnen, wobei ein gemeinsamer Stab aus brasilianischen und chinesischen Wissenschaftlern zusammenarbeitete. Die operationelle Arbeit soll frühestens in 80 Tagen aufgenommen werden. Zuvor sollen zahlreiche Tests und Kalibrierungen die sichere Arbeit der hochentwickelten Sensoren sicherstellen. Kernstück ist dabei eine optische Kamera mit einer Auflösung von 20 Metern, unterstützt durch zwei Infrarot-Einheiten mit einer Auflösung von jeweils 80 bzw. 160 Metern. Eine Weitwinkelkamera soll Aufnahmen großflächiger Gebiete erlauben, um landschaftliche Veränderungen in verschiedenen Zeiträumen aufzeigen zu können.
Die Kontrolle des Satelliten wird zwischen beiden Staaten aufgeteilt: 120 Tage lang wird China die Bahn und die internen Funktionen überwachen, anschließend übernimmt Brasilien diese Aufgabe. Beide Staaten verfügen hierfür über die nötige entsprechende Infrastruktur. Neben der bezeichneten internationalen Nutzlast befand sich an der Spitze der CZ-4B auch ein kleiner, bis dato nicht näher beschriebener Kommunikations-Satellit, bezeichnet als CX-1. Der heutige Start markierte gleichzeitig das 30. erfolgreiche Abheben eines Trägers der „Langen Marsch“-Reihe, so die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Weitere „Mitglieder“ der CBERS-Reihe seien bereits in Planung, so die chinesischen Medien. Demnach sei in den kommenden Jahren mit mindestens zwei weiteren gemeinsamen Satelliten zu rechnen, um die Kooperation mit Brasilien zu intensivieren und die so geschaffene wissenschaftliche Ausbeute zu maximieren.