Chrunitschew baut, Eutelsat ordert Proton Medium

Der in Reston in den USA ansässige Startanbieter International Launch Services, abgekürzt ILS, meldete am 12. Oktober 2016 eine neue Beauftragung durch den europäischen Kommunikationssatellitenbetreiber Eutelsat mit Sitz in Paris. Dieser orderte Starts auf einer Proton-M mit Breeze-M-Oberstufe und auf einer Proton Medium.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Chrunitschew, Eutelsat, ILS.

EUTELSAT 5 West B über der Erde - Illustration
(Bild: Orbital ATK)
EUTELSAT 5 West B über der Erde – Illustration
(Bild: Orbital ATK)

Auf der bisher schon oft geflogenen Variante, der Proton-M mit Breeze-M-Oberstufe, soll EUTELSAT 5 West B ins All gelangen. Das neue Raumfahrzeug mit einer voraussichtlichen Startmasse im Bereich von drei Tonnen basiert auf einem GEOStar genannten Satellitenbus von Orbital ATK und wird mit einer Kommunikationsnutzlast von Airbus Defence and Space ausgerüstet. Es ist zur Positionierung bei 5 Grad West im Geostationären Orbit (GEO) gedacht.

EUTELSAT 5 West B wird voraussichtlich zusammen mit einem von Orbital ATK entwickelten Spezialsatelliten gestartet werden. Der Spezialsatellit hört auf den Namen Mission Extension Vehicle 1 (MEV 1) und ist dafür gedacht, Satelliten mit zur Neige gehenden Treibstoffreserven zunächst eine Missionsverlängerung und später einen sicheren Transport in einen Friedhofsorbit zu ermöglichen.

Eutelsat setzt auf Bewährtes und auf Neues
Der Start von EUTELSAT 5 West B und des MEV 1 vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan ist derzeit für das vierte Quartal 2018 geplant.

Welches Eutelsat-Raumfahrzeug auf der bestellten Proton Medium fliegen wird wurde bisher nicht bekannt. Mitgeteilt wurde allerdings, dass mit dem entsprechenden Start, der ebenfalls von Baikonur aus erfolgen und auf der Startrampe 81/24 beginnen soll, 2019 oder 2020 zu rechnen sei.

Beide Starts werden laut ILS im Rahmen einer Sammelbestellung durch Eutelsat von Oktober 2015 abgewickelt. Die Vereinbarung über mehrere Starts, Multi-Launch Agreement (MLA) genannt, ermöglicht Eutelsat laut ILS Planungsflexibilität bei gleichzeitig garantiertem Zugang zum Weltraum über einen Zeitraum von sieben Jahren. Der erste im Rahmen dieser Vereinbarung abgewickelte Start war der von EUTELSAT 9B am 29. Januar 2016.

Kleinere Raketen, größere Stufen
Die neue Trägerrakete Proton Medium war zusammen mit einer weiteren neuen Variante namens Proton Light im September 2016 in Paris auf der World Satellite Business Week vorgestellt worden. Beide Varianten sind ohne Oberstufe im Gegensatz zur Proton-M zweistufig und werden die Breeze-M als Oberstufe nutzen.

Unterschiede der Varianten Proton-M, Proton Medium und Proton Light
(Bild: ILS)
Unterschiede der Varianten Proton-M,
Proton Medium und Proton Light
(Bild: ILS)

Die Proton Medium wird eine gegenüber der Proton-M verlängerte erste Stufe aufweisen und als zweite Stufe eine verlängerte, angepasste Variante der dritten Stufe der Proton-M bekommen. Für die Proton Light könnte ebenfalls eine verlängerte erste Stufe Verwendung finden, bei der aber der Wegfall von zwei der ursprünglich sechs Außentanks samt Triebwerken von einem zusätzlichen zweiten Tank in der in der zentralen Struktur kompensiert wird. Als zweite Stufe könnte wiederum eine verlängerte, angepasste Variante der dritten Stufe der Proton-M fungieren.

Das russische Unternehmen Chrunitschew, Hersteller aller Varianten der Proton-Rakete, und Mehrheitseigner von ILS, meldete, die beiden neuen Varianten seien exklusiv für für den Transport von für den GEO vorgesehene kommerzielle Nutzlasten mit Startmassen zwischen drei und fünf Tonnen gedacht. Die Vermarktung der neuen Raketen soll laut Chrunitschew ausschließlich durch ILS erfolgen.

In einen elliptischen Geotransferorbit (GTO), aus dem heraus der GEO mit einem Geschwindigkeitsunterschied von rund 1,5 km/s zu erreichen ist, kann die aktuelle Proton-M mit Breeze-M-Oberstufe laut ILS bei Verwendung einer vier Meter durchmessenden Nutzlastverkleidung mindestens rund 6,3 Tonnen Nutzlast transportieren. Unter den gleichen Bedingungen soll eine Proton Medium künftig mindestens rund fünf Tonnen Nutzlast in einen GTO bewegen können. Mit der Proton Light sollen es mindestens 3,6 Tonnen sein, verspricht ILS.

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