Copernicus: TAS baut Sentinel 1C und 1D für die ESA

Am 15. Dezember 2015 gab der französisch-italienische Luft- und Raumfahrtkonzern Thales Alenia Space (TAS) bekannt, dass er von der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) mit dem Bau der beiden Erdbeobachtungssatelliten Sentinel 1C und 1D beauftragt worden sei.

Autor: Thomas Weyrauch. Quelle: Airbus Defence and Space, ESA, Raumfahrer.net, Thales Alenia Space

Sentinel-1-Satellit über der Erde – Illustration (Bild: ESA via TAS)

Der Vertrag zwischen der ESA und TAS im Wert von 402 Millionen Euro über den Bau von Sentinel 1C und 1D für das europäische Copernicus-Programm wurde am 15. Dezember 2015 in der italienischen Hauptstadt Rom unterzeichnet.

Wie schon bei der Herstellung der mit Radaranlagen mit synthetischer Apertur (Synthetic Aperture Radar, SAR) ausgestatteten Satelliten Sentinel 1A und 1B wird TAS wieder als Hauptauftragnehmer fungieren. TAS führt ein Konsortium von 60 europäischen Unternehmen an und ist verantwortlich für Entwurf, Entwicklung und Integration der beiden Raumfahrzeuge.

Die für einen Einsatz im C-Band gedachten SAR-Antennen werden bei Airbus Defence and Space für 143 Millionen Euro im Auftrag und nach Spezifikationen von TAS produziert. Sende-, Empfangs- und Steuerungselektronik für die Radaranlagen steuert TAS selbst bei.

In den Weltraum gebracht werden die beiden Satelliten ab 2021 als Teil des umfassenden Copernicus-Programms, das sich koordiniert von der Europäischen Kommission der Umweltbeobachtung widmet. Die ESA kümmert sich um Schaffung und Betrieb des Weltraumsegments von Copernicus.

Der von TAS gebaute Sentinel 1A kreist seit seinem Start am 3. April 2014 um die Erde und ist vollständig einsatzbereit. Sein Schwestersatellit, dessen Start derzeit für das Frühjahr 2016 geplant ist, wird aktuell im Werk Cannes in Frankreich von TAS abschließenden Tests unterzogen.

Die jetzt bestellten Satelliten sind dazu gedacht, die Fähigkeit zur Radarbeobachtung innerhalb der Konstellation von Copernicus-Satelliten bis mindestens zum Ende des Jahres 2030 sicherzustellen.

Sentinel 1C und 1D basieren auf dem Satellitenbus Prima, den TAS im Auftrag der Italienischen Raumfahrtagentur (Agenzia Spaziale Italiana, ASI) entwickelt hatte und Basis für die vier italienischen Radarsatelliten der COSMO-SkyMed-Konstellation wurde. Die beiden neuen Satelliten für Copernicus weisen voraussichtlich jeweils eine Startmasse von rund 2.300 Kilogramm auf.

Die Bodenauflösung der neuen Radarsatelliten bei der Erdbeobachtung aus einem Orbit in rund 700 Kilometern Flughöhe wird sich nach Angaben von TAS abhängig vom aktivierten Beobachtungsmodus im Bereich zwischen 5 und 25 Metern bewegen. Dank der Radaranlagen können die Satelliten ihre Beobachtungsaufgaben wie ihre Vorgänger wetterunabhängig und 24 Stunden pro Tag erbringen.

Von ihren Vorgängern Sentinel 1A und 1B unterscheiden sich Sentinel 1C und 1D unter anderem durch einen konstruktiv vorgesehenen Trennmechanismus für die Radarantennen, der nach Betriebsende bei dem jeweils irgendwann stattfindenden Wiedereintritt der Satelliten in die Erdatmosphäre wirksam werden soll.

Die rund 12,3 Meter langen und etwa 90 Zentimeter breiten Antennen mit einer Masse im Bereich von 900 Kilogramm können laut Plan automatisch vom jeweiligen Satellitenkörper abgetrennt werden, wenn beim Wiedereintritt eine bestimmte Temperatur überschritten wird.

Insbesondere die Zerstörung der aus dem Metall Titan bestehenden Treibstofftanks der Satelliten wird durch die Abtrennung der Antennen wahrscheinlicher. Ohne getrennte Antennen können die Tanks im Schatten der Antennen den Wiedereintritt möglicherweise überstehen, und so zu einer Gefahr für Menschen und Dinge am Boden werden.

Von den Vorgängern unterscheiden sich Sentinel 1C und 1D außerdem durch weiterentwickelte Navigationsempfänger für Signale der US-amerikanischen Navigationssatellitenkonstellation GPS und der europäischen Satelliten des Galileo-Satellitennavigationssystems.

Für die neuen Satelliten vorgesehen sind darüber hinaus Transponder für das im VHF-Bereich arbeitende Automatische Identifikationssystem (AIS). Satelliten mit einer Nutzlast für das AIS erweitern das System um ein Weltraumsegment, das den Empfang von Positionsdaten von Wasserfahrzeugen und deren Weiterleitung auch außerhalb der Reichweite terrestrischer AIS-Stationen ermöglicht.

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