Die Spiralgalaxie NGC 1187

Eine am Mittwoch von der Europäischen Südsternwarte veröffentlichte Aufnahme zeigt die im Sternbild Eridanus gelegene Spiralgalaxie NGC 1187.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: ESO, Wikipedia. Vertont von Peter Rittinger.

ESO, IAU, Sky & Telescope
Das Sternbild Eridanus. Die Position der Galaxie NGC 1187 ist durch den roten Kreis markiert.
(Bild: ESO, IAU, Sky & Telescope)

Die Balkenspiralgalaxie NGC 1187 wurde bereits am 9. Dezember 1784 von dem deutsch-britischen Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel im Rahmen einer systematischen Himmelsdurchmusterung zum Auffinden von nebligen Himmelsobjekten entdeckt. Sie befindet sich in einer Entfernung von etwa 58 Millionen Lichtjahren zur Erde im Sternbild Eridanus. Die Galaxie verfügt über eine Winkelausdehnung von etwa 5,5 x 4,1 Bogenminuten und erscheint dem irdischen Betrachter in einer scheinbaren Helligkeit von 10,6 mag.

Die hier gezeigte, bereits am 1. August 2012 von der Europäischen Südsternwarte (ESO) veröffentlichte Aufnahme von NGC 1187 ist die detaillierteste Aufnahme, welche bisher von dieser Galaxie angefertigt wurde. Die Rohdaten für dieses Bild wurden mit dem FORS1-Instrument am Very Large Telescope (VLT) der ESO am Paranal-Observatorium in Chile gewonnen. Das VLT blickte dabei fast genau senkrecht auf das Zentrum von NGC 1187, wodurch die Spiralstruktur dieser Galaxie besonders gut zur Geltung kommt. Auf der Aufnahme sind mehrere größere Spiralarme deutlich erkennbar. Jeder dieser Spiralarme enthält große Mengen an Gas und Staub. Bei den auf dem Bild sichtbaren “bläulichen Knoten” handelt es sich um Regionen innerhalb der Spiralarme, in denen sich diese Wolken aus interstellarem Gas und Staub aufgrund gravitativer Einflüsse verdichtet haben. Dieser Prozess gipfelt in der Entstehung neuer Sterne.

Der Zentralbereich der Galaxie erscheint dagegen auf der Aufnahme eher gelblich. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sich hier hauptsächlich ältere Sterne befinden. Aber auch im Zentrum von NGC 1187 laufen Prozesse ab, welche zur Entwicklung neuer Sterne führen. Ein Hinweis darauf ist ein zentraler “Balken” (daher die Bezeichnung Balkenspiralgalaxie) innerhalb von NGC 1187, welcher bei dieser Galaxie allerdings nur sehr schwach ausgeprägt ist. Derartige Balkenstrukturen, so die Annahme der Astronomen, entstehen dadurch, dass große Mengen an Gas und Staub aus den Spiralarmen in den Zentralbereich strömen, was dort anschließend zu einer erhöhten Sternentstehungsrate führt.

ESO
Die Galaxie NGC 1187. Am unteren Bildrand ist die Supernova SN 2007Y markiert.
(Bild: ESO)

Auf der VLT-Aufnahme sind zudem auch verschiedene lichtschwächere und noch weiter entfernte Galaxien erkennbar. Einige dieser Galaxien leuchten sogar durch die Scheibe von NGC 1187 hindurch. Ihr rötliches Leuchten steht in einem interessanten farblichen Kontrast zum bläulich-weißen Leuchten der viel näher gelegenen Vordergrundgalaxie.

Die Galaxie NGC 1187 erscheint dem Betrachter auf den ersten Blick vielleicht als ein beschaulicher und unveränderlicher Ort im Universum. Seit dem Herbst 1982 wurden dort allerdings zwei Supernovaexplosionen beobachtet. Bei einer Supernova handelt es sich um eine gewaltige Explosion, welche das Ende der Existenz entweder eines sehr massereichen Sterns oder aber eines sogenannten “Weißen Zwergsterns” in einem Doppelsternsystem markiert.

Der erste Typ einer Supernovaexplosion besiegelt dabei das Ende eines Sterns mit mehr als rund acht Sonnenmassen. Sobald ein solcher Stern im Laufe der Zeit seinen Vorrat an nuklearem Brennstoff erschöpft hat, kann er dem gravitativen Kollaps nichts mehr entgegensetzen. Eine gewaltige Explosion ist die Folge. Ein anderer Typ einer Supernovaexplosion tritt in Doppelsternsystemen auf, in denen ein Weißer Zwergstern Materie von seinem massereicheren Begleiter abzieht. Sobald der Weiße Zwerg eine bestimmte Menge an zusätzlichem Material angesammelt hat, endet auch er als Supernova.

Supernovaexplosionen gehören zu den energiereichsten Ereignissen im Universum, welche den Astrophysikern bisher bekannt sind. Sie können innerhalb weniger Stunden so hell werden, dass sie für kurze Zeit sogar eine ganze Galaxie überstrahlen. Anschließend verblassen sie über einen Zeitraum von Wochen und Monaten wieder. Während der kurzen Zeit, in der sie leuchten, können sie allerdings so viel Energie abstrahlen wie unsere Sonne während ihrer gesamten Lebenszeit.

Die erste Supernova in NGC 1187 wurde bereits im Oktober 1982 am La Silla-Observatorium der ESO entdeckt und erhielt von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) die Bezeichnung SN 1982R. Im Jahr 2007 entdeckte der Amateurastronom Berto Monard von Südafrika aus eine weitere Supernova in dieser Galaxie: SN 2007Y. Ein internationales Astronomenteam hat diese Supernova anschließend mit verschiedenen Teleskopen über einen Zeitraum von etwa einem Jahr untersucht. Das jetzt von der ESO veröffentlichte Bild der Galaxie NGC 1187 stammt aus dieser Beobachtungskampagne. Obwohl der Zeitpunkt ihrer größten Helligkeit zum Aufnahmezeitpunkt bereits überschritten war, ist die Supernova SN 2007Y am unteren Bildrand nach wie vor deutlich zu erkennen.

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Fachartikel zur Supernova SN 2007Y von Stritzinger et al.:

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