Eissuche per Radar auf dem Mond nun Solodisziplin

Die US-Weltraumbehörde NASA und das indische Pendant ISRO hatten ein gemeinsames Experiment zur Suche nach Wassereis in Kratern der Mondpolarregionen geplant. Aufgrund von Problemen mit Chandrayaan 1 gelang es aber nicht im ersten Anlauf. Nun hat man leider keine Chance zur Wiederholung mehr.

Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: New Scientist, NASA.

NASA/APL
Chandrayaan und LRO sollten die Mondoberfläche auf der Suche nach Wassereis gleichzeitig per Radar abtasten. (Bild: NASA/APL)

Beide Radargeräte wurden im Auftrag der NASA entwickelt und gebaut. Mini-SAR startete im Oktober 2008 mit Chandrayaan 1 zum Mond und konnte bis zum Juni 2009 eine erste Messkampagne abschließen. Die Daten werden gegenwärtig noch ausgewertet. Mittlerweile ist aber auch das Mini-RF genannte Gerät auf der US-Mondsonde Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) kalibriert. Am 20. August befanden sich beide Mondorbiter in nur einigen Dutzend Kilometern Entfernung voneinander auf ähnlichen Bahnen. Hier sollten erstmals beide Geräte parallel eingesetzt werden. Damit würden sich die Chancen vergrößern, aus den Radarechos auf das Vorhandensein von Wassereis in niemals von der Sonne beschienenen Zonen tiefer Krater in Polargebieten des Erdtrabanten zu schließen.

Später analysierte Daten ergaben allerdings, dass Chandrayaan 1 offenbar falsch ausgerichtet war, die Radarwellen damit ihr Ziel verfehlten und nicht vom Mini-RF auf dem LRO aufgefangen werden konnten. Chandrayaan hatte nach dem Ausfall eines Sternsensors in den letzten Wochen Probleme mit der genauen Ausrichtung im All. Man war noch dabei, ein anderes Verfahren, bei dem man sich an der Sonne und an Messwerten der zur Lageregelung eingesetzten Drallräder (Gyroskope) orientierte, zu entwickeln bzw. zu verbessern. Am 28. August fiel allerdings der Satellit, wahrscheinlich aufgrund von Überhitzung, endgültig aus.

So ist nun LRO in dieser Beziehung auf sich allein gestellt. Hätte das Experiment geklappt, wäre es das Sahnehäubchen für die beteiligten Wissenschaftler gewesen. Mini-RF kann die Mondoberfläche in Streifen von 8 Kilometern Breite und 150 bis 300 Kilometern Länge mit einer Auflösung von 150 Metern bzw. 30 Metern per Radar abtasten. Die bessere Auflösung erreicht man, wenn LRO in eine Bahn mit einer Höhe von nur 50 Kilometern über der Mondoberfläche wechselt. Gegenwärtig operiert der Mondorbiter aber noch in etwa der doppelten Höhe.

Die Suche nach Wassereis auf dem Mond ist deshalb so wichtig, weil jedes Kilogramm, das man von der Erde mitbringen müsste, Transportkosten weit oberhalb von 10.000 US-Dollar verursacht. Würde man dagegen Wasser auf dem Mond finden, so bedeutete dies große Einsparungen. Wasser lässt sich nicht nur direkt für die Menschen nutzen. Daraus kann man auch Treibstoff für den Rückflug oder für weitere Expeditionen ins All gewinnen.

Raumcon:

Nach oben scrollen