ENVISAT: Oberflächenbeobachtung

Zur Beobachtung der Erdoberfläche stehen ENVISAT verschiedene Instrumente zur Verfügung.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA.

Die Montage von ENVISAT bei ESTEC.
(Bild: ESA)

Instrumente zur Beobachtung der Ozeane
ENVISAT wird etwa alle 35 Tage einmal die gesamte Oberfläche unseres Planeten überfliegen, und zwei Drittel dieser Zeit wird er sich dabei über Ozeanen und Meeren befinden. Alleine schon wegen ihrer schieren Größe haben die Weltmeere einen enormen Einfluss auf unser Klima, weswegen natürlich auch ENVISAT mit verschiedenen Beobachtungsinstrumenten einen genauen Blick auf die Ozeane werfen wird.
 
Das auch für die Atmosphärenbeobachtung verwendete Beobachtungsinstrument MERIS (“Medium Resolution Imaging Spectrometer”) misst die Strahlung in fünfzehn verschiedenen Frequenzbändern im sichtbaren und so genannten “Nahen Infraroten” Wellenbereich. Es wird beim Flug von ENVISAT über die Ozeane dafür genutzt, um die Farbe der Meere zu registrieren.
 
Das AATSR (“Advanced Along Track Scanning Radiometer”) misst die Oberflächentemperatur der Ozeane mit einer Genauigkeit von 0,3° C. Dieser Parameter ist ein wichtiger Schlüssel bei der Beantwortung der Frage, ob und in welchem Maße eine globale Erwärmung stattfindet.
Die beiden genannten Instrumente zusammen werden wichtige Daten beispielsweise für Studien über Plankton und die Bewegungen von Fischschwärmen liefern können.
 
RA-2 (“Radar Altimeter”) und ASAR (“Advanced Synthetic Aperture Radar”) sind zwei Radargeräte unterschiedlicher Funktionsweise, die unter anderem Wellenhöhen und -richtungen sowie Windbewegungen messen können. RA-2 ist sogar in der Lage, Unterwasserwellen durch die von ihnen verursachten geringen Auswirkungen an der Wasseroberfläche zu entdecken. Der MWR (“Microwave Radiometer”) berichtigt dabei eventuelle Verfälschungen der Messergebnisse von RA-2 durch die Luftfeuchtigkeit.
 
Instrumente zur Beobachtung der Erdoberfläche
Das gerade schon erwähnte Radarinstrument ASAR spielt auch bei der Beobachtung der Erdoberfläche eine wichtige Rolle. So kann es beispielsweise die Landnutzung und Wachstumsformen erkennen und die Beschaffenheit der Erdoberfläche messen.
 
MERIS ist ebenfalls für die Beobachtung der Landflächen unseres Planeten zuständig, da es die verschiedenen Wachstumsphasen von Pflanzen erkennen kann.
 
Das AATSR kann mit seiner Fähigkeit, Temperaturen hoch aufgelöst zu bestimmen, beispielsweise Wald- und Buschbrände erkennen und Pflanzenbewuchs registrieren.
 
DORIS (“Doppler Orbitography and Radiopositioning Integrated by Satellite”) schließlich erlaubt es, die Satellitenposition auf ca. 5 cm genau zu vermessen. Durch diese Information können die mit Hilfe von RA-2 und ASAR ermittelten Daten zur Meereshöhe und Oberflächenprofile verbessert werden.
 
Ausblick
Die ersten Monate nach dem Start werden dazu genutzt werden, um die Instrumente von ENVISAT zu kalibrieren und zu eichen. Dazu werden ihre Ergebnisse mit denen anderer Erdbeobachtungssatelliten verglichen, ebenso werden zu diesem Zweck Vergleichsdaten von Schiffen, Flugzeugen und festen Messpunkten am Boden herangezogen.
 
Danach beginnt die Phase der Datenerhebung und -auswertung, die mindestens fünf Jahre lang andauern soll. Natürlich hoffen die beteiligten Wissenschaftler – alleine über 700 in Europa – auf eine möglichst lange Lebensdauer, denn die meisten Daten erhalten ihren Wert erst im Zeitverlauf, wenn Entwicklungen und Veränderungen erkennbar werden. Der begrenzende Faktor für die Lebensdauer von ENVISAT dürfte der Treibstoffvorrat für die Lagekontrolltriebwerke sein.

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