Nach dem Verlust des europäischen Erdbeobachtungssatelliten Cryosat plant die ESA angesichts der Bedeutung dieser Mission offensichtlich eine Neuauflage.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA/Spiegel.
Cryosat sollte nach dem Start am 8. Oktober für mindestens drei Jahre von einer polaren Umlaufbahn aus mit bisher unerreichter Präzision die Dicke der polaren Eismassen vermessen. Für die Klimawissenschaft wären diese Daten von großer Wichtigkeit gewesen, da Änderungen der in den Polregionen vorhandenen Eismassen gleichermaßen auf großräumige Klimaveränderungen hinweisen wie auch ihrerseits gravierende Änderungen des Weltklimas verursachen können.
Aufgrund einer Fehlfunktion der Rockot-Trägerrakete erreichte der Satellit allerdings nicht die geplante Umlaufbahn, sondern stürzte gemeinsam mit der Raketenoberstufe wenige Minuten nach dem Start nahe des Nordpols ab. Bereits kurz nach diesem Fehlschlag waren Spekulationen über einen Neubau von Cryosat aufgekommen (was von der ESA schon bei der Cluster-Mission praktiziert worden war, als die vier Satelliten beim Jungfernflug der Ariane 5 im Juni 1996 verloren gingen). Am 10. Oktober äußerte Volker Liebig, Direktor des Erdbeobachtungsprogramms der ESA, in einem Interview auf dem ESA-Internetportal dann als erster ESA-Repräsentant öffentlich, dass ein Neubau von Cyrosat in Erwägung gezogen würde. Den dafür notwendigen Zeitraum schätzte er auf rund drei Jahre, wobei die Kosten für Cryosat 2 seinen Äußerungen zufolge signifikant unter denen des ersten Satelliten liegen sollten, da man beim Nachbau auf vorhandene Baupläne und einige Ersatzteile zurückgreifen kann.
Am gleichen Tag dann erschien auf den Seiten von “Spiegel Online” eine Meldung zu diesem Thema. Darin wird eine Aussage der ESA-Sprecherin Jocelyne Landau wiedergegeben, wonach die ESA alles tun werde, um einen zweiten Start der Cryosat-Mission hinzubekommen. Zusätzliche Mittel allerdings könnten dafür nicht bereitgestellt werden, vielmehr müsse das notwendige Geld durch Umschichtungen innerhalb des ESA-Etats aufgebracht werden. Wie es nun scheint könnte Cryosat also noch eine zweite Chance bekommen – für die Klimaforschung wäre dies ohne Frage eine sehr sinnvolle Entscheidung.