Der europäische Satellit CryoSat soll mittels neuer Technologie Fragen zum polaren Eisschmelzen beantworten. Am 8. Oktober soll CryoSat vom Plesetsk Cosmodrome in Russland starten.
Ein Beitrag von Andreas Tramposch. Quelle: ESA.
Bis jetzt beobachtete noch kein einziger Satellit das Schmelzen der polaren Eismassen an genau jener Stelle wo es für die Wissenschaftler am interessantesten ist: am Eisrand, wo der Hauptanteil des Schmelzvorgangs vor sich geht. CryoSat, der von der ESA entwickelte Satellit startet am 8. Oktober vom Plesetsk Cosmodrome in Russland und wird genau diese Stellen an den polaren Eismassen genauer unter die Lupe nehmen.
CryoSat wird den Weg für ein besseres Verständnis des Schmelzvorganges der polaren Eismassen und der dadurch Verbundenen Erhöhung des Meeresspiegels ebnen. Bisher hatten die Satelliten große Probleme genau den Randbereich der polaren Eismasse genauer zu untersuchen. Um die Eisdicke zu messen wird vom Satellit ein Radarsignal ausgesendet, welches von der Eisoberfläche wieder reflektiert wird. Aus dem Zeitunterschied der Aussendung und des Empfangens des Radarsignals kann die exakte Eisdicke berechnet werden. Aufgrund der sehr steilen und unebenen Topographie der Eiskante war es bisher für Satelliten sehr schwierig die reflektierten Signale wieder einzufangen oder genau zu wissen von welchem Punkt der Eisoberfläche das Signal zurückgeschickt wurde. Die daraus entstandene Unsicherheit minderte die Auswertung der Messungen und Wissenschaftler waren der Meinung, dass die Untersuchung des Eisrandes mittels Satellitenbeobachtung unzugänglich sei. Das Forscherteam hinter CryoSat schaffte es aber dieses Problem unter Kontrolle zu bringen. Mit insgesamt zwei Radarantennen kann der Satellit exakt den Winkel des rückkehrenden Signals und somit des Ortes an der Eisoberfläche bestimmen. Somit ist der Satellit in der Lage die Messung der Eisdicke, unabhängig wie steil die Oberfläche ist, fehlerfrei durchzuführen. Vorangegangene Messungen mit Flugzeugen haben gezeigt, dass die polaren Eismassen pro Jahr um einen Meter Dicke verlieren. Andere Messungen zeigten eine Verdünnung der Eisplatten bis zu acht Meter pro Jahr. Jetzt sind die Forscher gespannt welche Ergebnisse CryoSat liefern wird.