Mit einer Bilderbuchlandung ihrer Rückkehrkapsel ist gestern die Stardust-Mission zu Ende gegangen. In einer Pressekonferenz am Nachmittag schilderten die leitenden Ingenieure und Wissenschaftler ihre Eindrücke.
Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: NASA.
Mit der nächtlichen Landung gestern um 3:10 Uhr Ortszeit (11:10 Uhr MEZ, genaueres zur Landung finden Sie hier) auf einem riesigen Militärgelände in der Wüste von Utah kehrte die Rückkehrkapsel der Stardust-Mission sicher und wohlbehalten zur Erde zurück. Projektmanager Tom Duxbury kommentierte dies auf einer Pressekonferenz gestern Nachmittag mit den Worten „Zehn Jahre Planung und sieben Jahre Flug kamen in dieser Nacht zu einem guten Ende, als wir die Rückkehrkapsel vom Wüstenboden auflasen. Das Projekt hat der internationalen Wissenschaftlergemeinde Material geliefert, das sich seit der Formung des Sonnensystems nicht mehr geändert hat.“
Und Dr. Don Brownlee, der Chefwissenschaftler der Mission, ergänzte: „Ich habe auf diesen Tag seit den frühen 1980er Jahren gewartet, als Dr. Peter Tsou vom JPL und ich eine Mission entwarfen, um Kometenstaub zur Erde zu bringen. Diese Kapsel jetzt wieder hier zu sehen, ist für mich wahrhaft ergreifend.“
Die Wissenschaftler feierten Stardust als den Beginn eines neuen Zeitalters in der Planetenforschung: Nachdem bisherige Planeten- und Asteroidensonden ja stets Fernerkundungen anhand von Datenübertragung gewesen seien, wurde nun erstmals Material von einem weit entfernten Himmelskörper zur Erde zurück gebracht, wo dank der Kreativität der Wissenschaftler in den Labors viel tiefgehendere Forschung möglich sei als mit den zwangsläufig beschränkten Mitteln der Fernerkundung. Brownlee rief in Erinnerung, wieviel die Wissenschaft allein über unsere Erde gelernt habe anhand der Apollo-Materialproben vom Mond.
Brownlee schilderte gestern nachmittag auch, wie er zusammen mit Kollegen in der Nacht Ausschau nach der nahenden Kapsel gehalten hatte. Man habe am Nachthimmel die vertrauten Sterne und Planeten gesucht. Jemand sah einen rötlichen Stern knapp über dem Horizont und sagte: „Da ist ja auch der Mars.“ Doch dieser Stern wurde immer heller und stieg schnell immer höher am Nachthimmel und da wurde klar, dass dies nur die heran nahende, von der Reibungshitze glühende Rückkehrkapsel von Stardust sein konnte.
Wenig später hatte auch die Infrarotkamera des NASA-TV die Kapsel erfasst und versuchte, ihr zu folgen. Der spannendste Moment war, als der Zeitpunkt zum Öffnen des ersten Fallschirms gekommen war. Der TV-Sprecher zählte den Countdown herunter, „… three… two… one…“ – und genau im Moment des „zero“ ruckte die fallende Kapsel einen Moment lang nach oben aus dem Blickfeld der Kamera! Bei der Pressekonferenz kommentierte Brownlee diesen Moment mit den Worten: „Auf die Sekunde genau hat der Fallschirm ausgelöst. Besser hätte es gar nicht klappen können. In diesem Moment wussten wir, dass nichts mehr schief gehen konnte.“
Die Kapsel war nach der Landung in sehr gutem, unbeschädigtem Zustand. Sie wurde nach der Bergung in einen Reinraum gebracht und die Rückwand entfernt. Die endgültige Öffnung und Freilegung der Proben wird aber erst in einigen Tagen, nach Überführung der Kapsel in’s Johnson Space Center in Houston erfolgen. Dort sollen die eingefangenen Partikel nach und nach aus dem Trägermaterial geborgen, untersucht, in feinste Teilchen geschnitten und zum Teil an interessierte Wissenschaftler in der ganzen Welt verteilt werden.
Nebenbei pulverisierte die Rückkehrkapsel mit ihrer Reise von 4,6 Milliarden Kilometern die bisherigen Rekorde in der Kategorie „weitgereistester Gegenstand“, die die Landekapseln der Apollo-Missionen vor über 30 Jahren aufgestellt hatten.
Auch das „Mutterschiff“ hat die weite Reise gut überstanden und ist nun auf einem Orbit um die Sonne. Allerdings verfügt sie nur noch über wenig Treibstoff und kann somit wohl nur noch für Beobachtungszwecke eingesetzt werden.
Hier noch einige Eindrücke des Tages: