Indiens Comsat GSAT 6A nach Start in Schwierigkeiten

GSAT 6A ist ein neuer militärischer Kommunikationssatellit indischer Produktion. Das Raumfahrzeug war am 29. März 2018 ins All transportiert worden und hatte anschließend begonnen, mit Hilfe eigener Triebwerke den Weg in den Geostationären Orbit einzuschlagen. Dabei kam es jedoch zu Problemen, aktuell besteht offenbar kein Kontakt zu GSAT 6A.

Ein Beitrag von Axel Nantes. Quelle: ISRO.

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GSAT-6A-Start auf GSLV-F08 am 29. März 2018
(Bild: ISRO)

Die indische Raumfahrtforschungsorganisation (Indian Space Research Organisation, ISRO) meldete mit Datum vom 1. April 2018, man habe das zweite Bahnanhebungsmanöver von GSAT 6A mit einer rund 53 Minuten dauernden Brennphase seines Apogäumsmotors erfolgreich absolvieren können. Anschließend sei die Kommunikationsverbindungen zu dem Satelliten jedoch abgerissen, bevor der dritte und abschließende Einsatz des Apogäumsmotors erledigt werden konnte. Man bemühe sich, wieder eine Verbindung zum Satelliten zu bekommen.

Um 13:26 Uhr MESZ (11:26 Uhr UTC) am 29. März 2018 war die GSLV-Rakete mit der Flugnummer F08 mit GSAT 6A an der Spitze von der Rampe Nr. 2 (Second Launch Pad, SLP) des Raumflugzentrums Satish Dhawan auf der Insel Sriharikota an Indiens Südküste gestartet. Nach rund 1.050 Sekunden Flugzeit war dann die Abtrennung des Satelliten mit einer Startmasse von rund 2.140 Kilogramm auf einer etwas günstigeren als der vorgesehenen Transferbahn erfolgt, was auf die verbesserten Fähigkeiten der dritten, flüssigen Wasserstoff mit flüssigem Sauerstoff verbrennenden dritten Raketenstufe hinsichtlich der Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Treibstoffs zurückgeführt wird.

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Integrationsarbeiten an GSAT 6A
(Bild: ISRO)

Der der Erde nächstliegende Bahnpunkt der Übergangsbahn von GSAT 6A lag bei etwa 149 Kilometern über der Erde, ihr erdfernster Bahnpunkt bei 36.499 Kilometern über der Erde. Die Neigung dieser Bahn gegen den Erdäquator betrug 20,68 Grad.

Ein erstes Bahnanhebungsmanöver am 30. März 2018 dauerte rund 36 Minuten und 28 Sekunden. Es brachte GSAT 6A auf eine Bahn mit einem der Erde nächstliegenden Bahnpunkt von rund 5.054 Kilometern und einem erdfernsten Bahnpunkt von 36.412 Kilometern über der Erde. Die Neigung dieser Bahn gegen den Erdäquator war auf 11,93 Grad reduziert, ein Erdumlauf auf ihr dauerte rund 12 Stunden und 45 Minuten.

Für das zweite Bahnanhebungsmanöver war eine Brennzeit des mit Monomethylhydrazin (MMH) als Treibstoff und einer Mischung aus Stickstoffoxiden (MON-3) als Oxidator betriebener, 440 Newton starken Apogäumsmotors (Liquid Apogee Motor, LAM) von rund 53 Minuten angesetzt worden. Nach Angaben der ISRO wurde das Manöver am 31. März 2018 absolviert. Informationen zur damit erreichten Bahn teilte die ISRO nicht mit. Auch Details zur anschließend an Bord des Satelliten aufgetretenen Störung veröffentlichte die ISRO nicht.

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GSAT 6A in Akustiktestkammer
(Bild: ISRO)

Ausschließlich im Bereich der Spekulation bewegen sich Aussagen, die einen Fehler im Stromversorgungssystem von GSAT 6A postulieren. Die ISRO hat ein derartiges Versagen bis dato weder bestätigt noch dementiert. An Bord moderner Kommunikationssatelliten sind häufig viele Komponenten des Stromversorgungssystems redundant ausgelegt. Sollte ein Fehler im Stromversorgungssystem vorliegen, ist es durchaus möglich, dass wieder eine Verbindung zum Satelliten hergestellt werden kann, nachdem der Satellit einen automatischen Umschaltvorgang durchgeführt hat und in einem speziellen Notfallmodus mit sichergestellter Energieversorgung auf Kontaktaufnahme wartet.

Überwachung und Steuerung von GSAT 6A wurden kurz nach dem Start von einem als MCF für Master Control Facility bezeichneten Satellitenkontrollzentrum im indischen Hassan übernommen. Unterstützung für die Start- und frühe Orbit-Phase wurde in Form einer Bodenstation von Intelsat bestellt. Für Kontakte von Intelsats Teleport in Riverside im US-Bundesstaat mit GSAT 6A waren im Januar 2018 die Frequenzen 6.415,00 MHz und 6.417,16 MHz für Uplinks sowie 4.190,976 MHz, 4.198,272 MHz und 4.199,760 MHz für Downlinks registriert worden.

An sich war für den neuen auf dem indischen Bus i-2K basierenden Satelliten eine Auslegungsbetriebsdauer von zehn Jahren vorgesehen. Innerhalb eines entsprechenden Zeittraums sollte der Satellit mit den Hauptkörperabmessungen 1,53 x 1,65 x 2,4 Metern von einer Position bei 83 Grad Ost im Geostationären Orbit Kommunikationsdienste für Militär und Regierungsstellen Indiens zur Verfügung stellen.

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GSAT 6A auf Nutzlastadapter und mit den beiden Hälften der Nutzlastverkleidung
(Bild: ISRO)

Um seinen Aufgaben nachkommen zu können, erhielt die Kommunikationsnutzlast von GSAT 6A eine Anzahl von im C- und S-Band arbeitenden Transpondern. Verbindungen von mobilen Endgeräten über den Satelliten zum Gateway auf der Erde sind 5 S-auf-C-Band-Transponder mit einer Bandbreite von 2,7 Mhz gewidmet, solchen vom irdischen Gateway zu Endgeräten fünf C-auf-S-Band-Transponder mit einer Bandbreite von 9 MHz. Für die S-Band-Verbindungen zwischen Satellit und Endgeräten besitzt das Raumfahrzeug eine entfaltbare Gitternetzantenne (Unfurlable Antenna, UFA) deren Reflektor im entfalteten Zustand einen Durchmesser von rund sechs Metern hat. Für die C-Band-Kommunikation mit dem Gateway wurde GSAT 6A mit einer 0,8 Meter durchmessenden Antenne ausgestattet.

Der Energieversorgung der Kommunikationsnutzlast und der übrigen Systeme an Bord von GSAT 6A dienen zwei Solarzellenausleger, die dem Satelliten eine Spannweite von rund 9,5 Metern geben. Bei Betriebsende sollen sie zusammen noch 3.119 Watt elektrische Leistung zur Verfügung stellen können. Für die Speicherung elektrischer Energie gibt es Lithiumionenakkumulatorzellen mit einer Kapazität von rund 100 Amperestunden.

GSAT 6A ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 43.241 und als Cospar-Objekt 2018-027A. Nach dem letzten absolvierten Bahnanhebungsmanöver wurde der Satellit auf einer rund 3,3 Grad gegen den Erdäquator geneigten Bahn mit einem der Erde nächstliegenden Bahnpunkt 25.979 Kilometer über der Erde und einem erdfernsten Bahnpunkt 36.368 Kilometer über der Erde beobachtet.

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