ISS-Besatzung wartet auf Ablösung

In den letzten beiden Wochen absolvierte die Crew ein großes Pensum an Arbeit. Ein russischer Transporter koppelte an, der Robonaut-2-Test musste abgebrochen werden und die Vorbereitungen auf die Rückkehr zur Erde wurden intensiviert. (Newsbild: Satoshi Furukawa genießt frisch eingetroffenes Obst)

Ein Beitrag von Ralf Möllenbeck. Quelle: NASA, Raumfahrer.net.

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Die TOCA-Hardware im Destiny-Labormodul
(Bild: NASA)

Zum Beginn der vorangegangenen Woche beschäftigte sich Mike Fossum mit dem Experiment SpaceDRUMS (Space Dynamically Responding Ultrasonic Matrix System) im Kibo-Labormodul. Die im Express-Rack 5 befindliche Apparatur dient der Materialerforschung, tennisballgroße feste oder flüssige Proben werden von 20 Schallemittern bei der Verbrennung und der hitzebasierten Synthese bearbeitet. Die hier untersuchten keramischen, polymeren und kolloiden Proben sollen der Entwicklung von zukunftsweisenden Werkstoffen auf der Erde dienen. Am gleichen Tag entnahm Satoshi Furukawa einige Proben aus dem Trinkwassersystem der ISS und analysierte diese mit dem TOCA-Hardware-Kit. Mit TOCA (Total Organic Carbon Analyzer), einem Gerät zur Prüfung der Reinheit des Wassers der Wasser-Recycling-Anlage (WPA) im amerikanischen Stationsteil, wird regelmäßig die Nutzbarkeit des erzeugten Trinkwassers bestätigt.

Sergej Wolkow kontrollierte in diesem Zeitraum den Abschluss der automatischen Aktualisierung des Antivirusprogramms der russischen Stationslaptops. Seit der SSCV4-Softwareaktualisierung im August muss diese nicht mehr manuell durchgeführt werden. Am Anschluss daran begann er, mit Satoshi Furukawa, die Prozeduren zur Kontrolle des Anfluges von Progress-M 13M zu trainieren. Zum Einsatz kommt hier das russischen System TORU, dass es der Besatzung ermöglicht, den Anflug von Progress-Raumschiffen zu verfolgen und bei Problemen mit dessen automatischem KURS-Annäherungssystem per Handsteuerung anzudocken. Im Laufe des Tages installierten beide noch eine Videokamera, die den Anflug und die Kopplung am Kopplungs- und Schleusenmodul Pirs aufzeichnen soll. Am 2. November erreichte das unbemannte Raumschiff die ISS und koppelte erfolgreich (RN berichtete).

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Mike Fossum und R2
(Bild: NASA)

Nach dem Ankoppeln begann die Besatzung den Raumtransporter in die ISS-Struktur einzubinden. Es wurden Temperatursensoren eingebaut, Heiz- und Lüftungsschläuche verlegt und der Docking-Konus zwecks besserer Zugänglichkeit ausgebaut. Sergej Wolkow startete am nächsten Tag bereits mit dem Entladevorgang von 1.166 gelisteten Frachtartikeln, darunter 404 Positionen US-Equipment. Zum Ende der letzten Woche stand ein weiterer Test von Robonaut, einem menschenähnlichen Roboter, in Kurzform auch R2 genannt, auf dem Plan. Nach erfolgtem Aufbau des Testobjektes wurden verschiedenste Bewegungen zur Feinabstimmung der Sensoren von Hals und Handgelenken durchgeführt. Bei einem geplanten Handshake mit Mike Fossum kam es zu einer ungewollten Abschaltung der Operationen. Der Betrieb auf der Erde unter Schwerkraftbedingungen unterscheidet sich erheblich von dem im All. Nicht nur das Thermal-Management ist anders, auch die Bewegungen müssen anders programmiert und abgebremst werden, erläuterte ein Roboter-Operator von der NASA.

Um ihre Rückkehr zur Erde am 22. November vorzubereiten, verstauten Anfang dieser Woche Sergej Wolkow und Satoshi Furukawa Frachtgegenstände für den Rücktransport zur Erde in Sojus-TMA 02M. Im Anschluss daran führten beide ein zweistündiges Rückkehrtraining im Landemodul der Sojus durch. Unterstützt von der Bodenkontrolle wurden je Besatzungsmitglied drei Läufe durchgeführt. Gemeinsam mit Mike Fossum fand eine Sitzprobe in den Kazbek-UM-Schalensitzen des Landemoduls statt. Diese ist nötig, um die Spezialsitze, welche den Stoß bei der Landung abfedern, richtig einzustellen. Raumfahrer können bei einem Langzeitaufenthalt im All an Masse verlieren und werden in der Regel durch die fehlende Schwerkraft einige Zentimeter größer. Parallel zu diesen Aktivitäten begannen die Treibstofftransfers von dem Progress-Transporter zur ISS. Nacheinander wurden Treibstoff (UDMH/Unsymmetrical Dimethylhydrazine) zum BG-1 Tank und Oxidator (NTO/Dinitrogen Tetroxide) in den BO-1-Tank des Sarja-Moduls geleitet.

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Satoshi Furukawa in Cupola bei der Erdbeobachtung
(Bild: NASA)

Auch in dieser Woche hatte die Langzeitbesatzung 29 wieder Gelegenheit zur Erdbeobachtung. Ziele der Fotografie am Dienstag waren das Wolga- und Ural-Delta am Kaspischen Meer, die moldawische Hauptstadt Chișinău, die Entstehung eines subtropischen Sturmes im westlichen Nordatlantik und der Middlesboro Krater im US-Bundesstaat Kentucky. Sergej Wolkow führte seinen fünften MBI-24-Test „SPRUT-2“ durch. Dabei geht es um die Erforschung des Verhaltens von Körperflüssigkeiten bei dem Aufenthalt in der Schwerelosigkeit und der Vergleich mit den Werten vor dem Flug. Des Weiteren führte er eine Telefonkonferenz mit den russischen Mitgliedern der Langzeitbesatzung 30, Anton Schkaplerow und Anatoli Iwanischin, durch. Hier besprach er die Übergabeaktivitäten zum russischen Stationssegment, da diesmal die gemeinsame Übergabezeit an Bord der ISS nur fünf Tage beträgt. Zusammen mit US-Astronaut Daniel Burbank sollen beide Kosmonauten den Orbitalkomplex am 16. November mit Sojus-TMA 22 erreichen.

Zum Ende dieser Woche fanden weitere Rückkehrvorbereitungen statt. So wurden einige kleinere Elemente eines US-Raumanzuges und Wasserproben des Wasserwiederaufbereitungssystems in der Sojus verstaut. Sergej Wolkow führte seine zweite Sitzung mit der Tschibis-Anzughose vorbereitend auf die Rückkehr zur Erde durch. Hier wirkt ein Unterdruck auf den unteren Teil des Körpers, um bei den Beinmuskeln die Wirkung der Schwerkraft zu simulieren. Die Prozedur besteht daraus, zuerst 150-200 Milliliter Wasser oder Saft zu trinken, die Erzeugung eines Unterdrucks am Bein durch die Hose in fünfminütigen Steps (-20,-25,-30, und -35 mm Hg) und der Benutzung des TVIS Laufbandes mit 10-12 Schritten pro Minute. In seiner Funktion als medizinischer Offizier überwachte Satoshi Furukawa den einstündigen Vorgang. Am morgigen Tag finden auf US-Seite nur eingeschränkte Aktivitäten statt, da der Gedenktag Veterans Day zu Ehren der Kriegsveteranen aus allen Kriegen begangen wird.

Mittlere Bahnhöhe der ISS am 10.11.2011: 387,8 km bei einem Höhenverlust von rund 203 Metern in den letzten 24 Stunden

Zukünftige Ereignisse:

  • 16. November, Sojus-TMA 22 erreicht die ISS
  • 18. November, Bahnanhebung durch die Triebwerke von Swesda
  • 21. November, Sojus-TMA 02M verlässt die ISS
  • 01. Dezember, Bahnanhebung durch die Triebwerke von Swesda

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