Das am 20. November 2004 gestartete Weltraumteleskop Swift beobachtete den Kometen Lulin, der sich Anfang der zweiten Februarhälfte 2009 im Endstadium seiner Annäherung an die Erde befindet. Zum ersten Mal ist es Astronomen möglich, parallel UV- und Röntgenstrahlenbilder eines Kometen zu untersuchen.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: NASA.
Lulin alias C/2007 N3 wurde im Juli 2007 von Astronomen des Lulin Observatoriums in Taiwan entdeckt und kann zur Zeit von einem dunkeln Beobachtungstandpunkt mit dem bloßen Auge gerade eben so gesehen werden. Das im Bereich des sichtbaren Lichts grüne Leuchten des Kometen wird auf das Vorhandensein von Dicyan (NCCN) und zweiatomigem Kohlenstoff (C2) zurückgeführt. Beide Substanzen leuchten im Sonnenlicht grünlich. Den kleinsten Abstand zur Erde wird Lulin am 24. Februar 2009 mit 61 Millionen Kilometern (0,41 AU) erreichen.
Der Komet stößt, da er sich in der Umgebung der Sonne befindet, große Mengen Gas aus, was ihn für Observationen im Röntgenstrahlenbereich prädestiniert. Aus geforenem Gas und Staub zusammengesetzt verliert der Komet in Sonnennähe bedeutende Mengen Material.
Am 28. Januar 2009 wurde Swift mit seinen Instrumenten Ultraviolet/Optical Telescope (UVOT) und X-Ray Telescope (XRT), die normalerweise zum Auffinden von Gammastrahlenausbrüchen (GRB) benutzt werden, testweise auf Lulin ausgerichtet. Dabei stellte man fest, dass der Komet ziemlich aktiv ist. Aus den Daten von UVOT schloss man, dass der Komet pro Sekunde über 3.000 Liter Wasser verliert. Das Wasser kann Swift nicht direkt feststellen, da aber UV-Licht von der Sonne Wassermoleküle innerhalb kürzester Zeit in Wasserstoff und Hydroxyl-Radikale aufspaltet, kann Swift mit UVOT die Hydroxylwolke um den Kometen erfassen. Diese Wolke hatte bei der Beobachtung einen Durchmesser von über 400.000 Kilometern.
Eingebaut in UVOT ist eine prismaähnliche Baugruppe namens Grism (aus grating und prism kombiniert), ein Gitterprisma, das die einfallende Strahlung wellenlängenabhägig aufspaltet. Die Bandbreite des Gitterprismas von UVOT beinhaltet den Wellenlängenbereich, in dem das Hydroxyl am aktivsten ist, was den Astronomen Gelegenheit gibt, sich besonders intensiv mit der Art und Menge des vom Kometen abgegebenen Gases beschäftigen zu können.
In den Falschfarbenbildern von Swift ist die von UVOT aufgefangene Strahlung in Blautönen dargestellt. Rottöne geben dagegen die von XRT empfangene Röntgenstrahlung wieder.
Die Röntgenstrahlung erreicht das Teleskop aus der Umgebung des Kometen, weil durch die UV-Strahlung das Hydroxyl weiter in Sauerstoff- und Wassestoffatome aufgespaltet wird, und diese Atome in Interaktion mit dem Sonnenwind, einem Partikelstrom von der Sonne, treten. Auf der der Sonne zugewandten Seite des Kometen ist die auffällige Röntgenstrahlung sichtbar. Diese kennt man auch von anderen Kometen, in der Regel konnte man Röntgenstrahlung bei Kometen messen, die sich innerhalb eines Sonnenabstands äquivalent zum dreifachen Abstand zwischen Erde und Sonne befanden.
Da der Komet Lulin in Sonnennähe so aktiv ist, ist die Wolke aus Atomen außergewöhnlich dicht, was zu einer besonders großen Ausdehnung der die Röntgenstrahlen emittierenden Zone in Richtung Sonne bewirkt.
Als erstes Weltraumteleskop ist Swift in der Lage, Beobachtungen in mehreren Wellenlängenbereichen gleichzeitig vorzunehmen. Es wird insbesondere für das Studium von Gammastrahlenausbrüchen verwendet. Mit drei Hauptinstrumenten können die Ausbrüche und deren Nachleuchten im Gammastahlen- und Röntgenstrahlenbereich sowie im Bereich des sichtbaren Lichts vorgenommen werden.
Swifts Mission war zunächst auf zwei Jahre angesetzt, wurde aber um vier weitere Jahre verlängert.
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