Es ist ein Tor der ISS zum Weltraum: Das Schleusenmodul Quest ermöglicht Astronauten, in den Weltraum auszusteigen, um die ISS zusammenzubauen oder zu reparieren.
Autor: Daniel Maurat
Das amerikanische Schleusenmodul Quest (auf deutsch Suche) ist das Schleusenmodul des US-Teils der Internationalen Raumstation ISS. Hier können Astronauten und Kosmonauten in den amerikanischen EMUs (Extravehicular Mobility Unit für Außenbordmobilitätseinheit) oder in den russischen Orlan-Raumanzügen (Орлан für Seeadler) für Außenbordeinsätze die Raumstation verlassen. Zudem verfügt Quest an der Außenseite über große Tanks zur Lagerung von Sauerstoff und Stickstoff, um die Stationsatmosphäre aufrechtzuerhalten.
Entwicklung und Bau
Wie bei allen anderen US-Modulen der ISS auch, begann man mit der Entwicklung von Quest mit der geplanten US-Station Freedom. Auch hier wäre Quest eine Schleuse gewesen. Dies war norwendig, da nicht die ganze Zeit ein Space Shuttle angekoppelt sein könnte und man auch Außenbordeinsätze ausführen musste, um etwa die Station zu warten, Experimente auszutauschen und ähnliches. Auch nachdem Freedom und Mir 2 , das russische Pendant zu Freedom, zusammengeführt wurden, blieb Quest im Konzept erhalten.
Gebaut wurde Quest von der amerikanischen Luft- und Raumfahrtfirma Boeing im Marshall Space Flight Center in Huntsville, Alabama. Von dort aus kam das Modul nach der Fertigstellung nach Cape Canaveral in die SSPF (Space Station Processing Facility für Stationsvorbereitungshalle), wo es auf den Start vorbereitet wurde.
Aufbau
Quest, besteht aus zwei Teilen: dem vier Meter im Durchmesser messenden und zwei Meter langen Geräteteil und dem 3,5 Meter langen, aber nur etwa einen Meter durchmessenden Schleusenteil. Im Geräteteil (Equipment Lock) befinden sich Lagerräume für zwei Raumanzüge. Hier bereiten sich die Astronauten auf ihre EVA (Extravehicular Activity für Außenbordeinsatz) vor, legen ihre Raumanzüge an, testen sie auf Funktionsfähigkeit und warten diese.
Quest verfügt über einen passiven CBM (Common Berthing Mechanism) zum Kopplungssystem des US-Teils der Station. Es ist vom Knotenmodul Node 1 Unity besetzt. Der Schleusenteil (Crew Lock) verfügt über zwei Luken: eine größere zum Geräteteil und eine kleinere, über die die Astroanuten in den freien Weltraum kommen. Die Schleuse ist hermetisch verriegelbar und kann über Vakuumpumpen im Geräteteil entlüftet werden. Diese Luft wird in Tanks evakuiert, um weniger Luft durch das Öffnen der Luke zu verlieren. Nach einer EVA wird diese Luft wieder in die Schleuse gepumpt. Wenn gerade keine EVA ansteht, wird die Schleuse auch als Lagerraum verwendet.
An der Außenhaut befinden sich vier aus Kohlefaserverbundmaterial bestehende Tanks, von denen zwei Stickstoff und zwei Sauerstoff enthalten. Sie haben einen Durchmesser von je 90 Zentimetern und wiegen rund 550 kg. Drei zeigen in Richtung Erde, der vierte liegt gegenüber den anderen drei. In ihnen wird ein Großteil der Luft des US-Teils der Station gelagert.
Im Orbit
Gestartet wurde Quest im Rahmen der Shuttle-Mission STS 104 des Space Shuttles Atlanits am 12. Juni 2001. Nach zwei Tagen koppelte die Raumfähre an die Station an und die Besatzung begann sofort mit ihrer Hauptarbeit, der Montage von Quest. Zunächst wurde mithilfe des Stationsmanipulators Canadarm 2 Quest aus der Ladebucht der Atlantis gehoben und danach am Steuerbordkopplungspunkt von Unity befestigt. Danach stiegen die beiden Astronauten Michael Gernhardt und James Reilly aus und überprüften die Verbindung zwischen Quest und der Station. Danach wurden die vier Tanks am Schleusenmodul montiert. Dies geschah erst im All, da die Shuttlenutzlastbucht zu klein war, um Quest mit den befestigten Tanks zu starten. Nachdem das Modul installiert war, koppelte Atlantis am 22. Juni ab und landete drei Tage später sicher auf der Landebahn des Kennedy Space Centers in Florida.
Seitdem Quest an der ISS montiert wurde, nutzen auch die Shuttlecrews die ISS-Schleuse, um EVAs durchzuführen. Dies hat den Vorteil, dass man auch während einer EVA zwischen Shuttle und ISS hin- und herwechseln kann, was vorher nicht der Fall war, da der Zugang zur ISS gleichzeitig Shuttleschleuse war. 2005 wurde an Quest eine der drei ESPs (External Stowage Platform für externe Lagerungsplattform), nämlich Nummer 2 befestigt. Auf ihr werden Ersatzteile gelagert.
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