Sonnenobservatorium ADITYA (L)1 nicht vor 2017 im All

Nach zahlreichen Verzögerungen und Entwurfsänderungen wird das indische Sonnenobservatorium ADITYA 1 frühestens im Jahre 2017 ins All gebracht. Dass ein Start zwischen 2017 und 2020 stattfinden könne, teilte der Leiter der Indischen Raumfahrtforschungsorganisation (ISRO) K. Radhakrishnan am 28. Februar 2014 mit.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: DNA, IIA, ISAC, ISRO, Mint, Times of India.

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Entwürfe für ADITYA 1 – Illustrationen
(Bilder: ISRO)

2008 hatte der damalige ISRO-Leiter G. Madhavan Nair einen Start im Jahre 2012 ins Visier genommen. Am 10. November 2008 war der Beschluss gefasst worden, das Projekt eines mit einem neuartigen Koronagraph auszustattenden Sonnenobservatoriums umzusetzen.

Ende Juli 2010 hatte ein Beraterkomitee aus Mitarbeitern der ISRO, des Indischen Astrophysikalischen Instituts (IIA), des Sonnenobservatoriums Udaipur, des Zentrums für Radioastronomie und des nationalen Zentrums für Radio-Astrophysik einen Entwurf für den Koronagraphen abgenommen. Im gleichen Jahr hatte nach ungenannten offiziellen Quellen dann auch eine angemessene Finanzierung des Projekts begonnen.

Im Jahr 2012 schließlich ging man davon aus, 2015 oder 2016 für einen Start bereit zu sein. Eine Priorisierung des Marsorbiters MOM alias Mangalyaan trug dann neben Problemen bei Entwurf, Entwicklung und Bau der wissenschaftlichen Ausrüstung zu einer weiteren Verzögerung bei.

Der ursprüngliche Missionsentwurf sah nur ein zentrales Instrument vor. Zwischenzeitlich ist das Aufgabenfeld von ADITYA 1 deutlich erweitert worden, die Satellitenmasse merklich angestiegen.

Die von den Messungen von ADITYA 1 erhofften Daten sollen bei der Beantwortung der Fragen helfen, welche physikalischen Prozesse für die Aufheizung der Korona sorgen (Temperaturen zwischen ein und zwei Millionen Grad Celsius), den Sonnenwind auf bis zu 1000 km/s beschleunigen und die koronalen Masseauswürfe (coronal mass ejections, CMEs) verursachen.

ISRO
Entwurf für ADITYA 1, Solarpanel ausgeklappt – Illustration
(Bild: ISRO)

Um die erforderlichen Messungen durchzuführen, erhält das Sonnenobservatorium einen Koronagraphen namens Enhanced Visible Emission Line Coronagraph (E-VELC). Er hat eine Masse von rund 130 Kilogramm und ist mit drei Detektoren ausgerüstet ist, die simultan eingesetzt werden können und für Wellen mit Längen von 5303 Ångström (Å), 7892 Å und 10747 Å empfindlich sind. 5303 Å entspricht der Emissions-Linie von 13-fach geladenem Fe XIV (Fe 13+-Ion) bei 530,3 Nanometern, 7892 Å der Fe XI-Line bei 789,2 Nanometern und 10747 Å der Fe XIII-Linie bei 1074,7 Nanometern.

Die Ausrüstung ist geeignet, Daten zu Dichteverhältnissen und magnetischen Strukturen in der Korona wie Magnetfeldbögen und Koronalöchern sowie der dreidimensionalen Struktur von CMEs zu liefern, ist die ISRO überzeugt. Pro Sekunde soll die Konstruktion drei Bilder liefern können

Zur erweiterten Instrumentierung gehört neben dem weiterentwickelten Koronagraphen ein UV-Teleskop (Solar Ultraviolet Imaging Telescope, SUIT) zur Beobachtung der vollständigen Sonnenscheibe für die Untersuchung von Sonnenstürmen, ein Detektor für harte bzw. hochenergetische Röntgenstrahlung, der CMEs auf kleinen Ausschnitten der Sonnenscheibe messen soll, ein Partikeldetektor zum Ermitteln von im Sonnenwind enthaltenen Teilchen und ein Spektrometer zum Erfassen weicher Röntgenstrahlung (Solar Low-energy X-ray Spectrometer, SoLEXS).

Aktuell spekuliert man auf einen Start 2017 oder 2018. Dann soll eine indische Rakete des Typs PSLV das auf dem Satellienbus Indian Mini Satellite 2 (IMS-2) aufgebaute Sonnenobservatorium vom Raumflugzentrum Satish Dhawan (SDSC) auf Sriharikota aus in den Weltraum transportieren. Nach Aussage von K. Radhakrishnan am 28. Februar 2014 beginnt dabei dann eine Mission in einer Erdumlaufbahn.

Als Arbeitsorbit für ADITYA 1 wurde ursprünglich ein polarer in rund 800 Kilometern über der Erde genannt. Neuere Quellen geben an, dass man das Sonnenobservatorium beim Lagrange Punkt L1 zwischen Sonne und Erde betreiben möchte. Im diesem Zusammenhang wird das Observatorium auch ADITYA L1 genannt.

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