Swarm – Start verschoben

Der Start der europäischen Wissenschaftsmission Swarm zur Vermessung des Magnetfelds unseres Heimatplaneten wird auf Ende November 2013 verschoben. Grund sind wohl technische Probleme an der Oberstufe des verwendeten Rockot-Trägers.

Ein Beitrag von Michael Clormann. Quelle: ESA, spaceflightnow.com.

ESA - B. Bergaglio
Die russische Bris-KM Oberstufe, welche unter anderem für den Rockot-Träger der Eurockot Launch Services verwendet wird.
(Bild: ESA – B. Bergaglio)

Die drei von EADS Astrium gebauten, identischen Einzelsatelliten des Swarm-Projekts trafen bereits im September wohlbehalten auf dem Startgelände in der russischen Oblast Archangelsk ein. Seither laufen die unmittelbaren Startvorbereitungen, die neben ausgiebigen Abschlusstests der Wissenschaftssatelliten auch deren Betankung mit Treibstoff – bereits Mitte Oktober abgeschlossen – und die abschließende Integration auf dem Launcher beinhalten. Letztere begann am vergangenen Montag mit einer optischen Abnahme der Raumfahrzeuge. Bis zum Ende dieser Woche sollen alle drei Satelliten auf einem gemeinsamen Adapter installiert sein, der ihren gleichzeitigen Transport in den Orbit mit Hilfe der Bris-KM Oberstufe ermöglicht. Den ersten Verlautbarungen des Projektteams bei der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) nach zu vermuten, hängt die nun angekündigte Verzögerung mit einer defekten Komponente der Oberstufe selbst zusammen. Sobald diese ausgewechselt ist, sollte die Integration des Nutzlastadapters samt Swarm in den Träger innerhalb der nächsten Woche(n) fortgesetzt werden können. Insgesamt erlebte die Mission, unter anderem durch Komplikationen mit dem gewählten Träger, bereits mehrfache Terminverschiebungen. Ursprünglich war sogar mit einem Start für das Jahr 2009 gerechnet worden.
Aufgabe der drei Swarm-Satelliten nach ihrem Start wird es sein, das Erdmagnetfeld in bisher unerreichter Präzision zu vermessen. Dabei interessieren insbesondere auch die Schwankungen und längerfristigen Veränderungen des Feldes im Hinblick nicht nur auf ihre Aussagekraft über das Innere unseres Planeten, sondern auch auf ihre Klimawirkung an seiner Oberfläche und in der Atmosphäre. Über die Prozesse im Erdinneren und ihre Auswirkungen auf Magnet- und Schwerefeld der Erde hatten zuvor bereits andere Forschungsmissionen vom All aus Daten gesammelt: etwa CHAMP (Deutschland) in den Jahren 2000 bis 2010, der Cluster-Verbund (Europa/USA) seit 2000, die Doppelmission GRACE (Deutschland/USA) seit 2002 und nach dem Start im Jahr 2009 auch der GOCE-Satellit (Europa).

ESA/AOES Medialab
Studie der drei Swarm-Satelliten im Orbit. Die Auslegerarme für den wissenschaftlichen Betrieb verlängern die Raumfahrzeuge letztlich um gut neun Meter.
(Bild: ESA/AOES Medialab)

Zwei der Swarm-Trabanten sollen in eine polare Umlaufbahn auf etwa 450 Kilometer Höhe gebracht werden, während der dritte Satellit noch etwa 80 Kilometer weiter entfernt den Blauen Planeten umkreisen wird. Durch diesen räumlich verteilten „Formationsflug“ der Mission kann eine genauere und umfangreichere Erfassung des Magnetfelds erfolgen, die, so hoffen die Projektbeteiligten, dessen verschiedenen Quellen unterscheidbar und damit ihre Wechselwirkung besser als bisher nachvollziehbar macht. Relevanz erlangt die Frage nach den Eigenschaften und den Einflüssen auf das Erdmagnetfeld vor dem Hintergrund seiner merklich abnehmenden Intensität während der letzten Dekaden. Grundsätzlich schirmt es, wie auch die Atmosphäre, einen Großteils des sowohl für Lebewesen als auch für niedrig fliegende, künstliche Erdsatelliten schädlichen Sonnenwinds ab. Bis zu seiner vollständigen, zyklischen Umpolung in voraussichtlich einigen tausend Jahren, wird das Feld wohl, nach jetzigem Wissensstand, ständig weiter an Stärke verlieren.

Swarms Satelliten weisen eine keilförmige, längliche Formgebung auf, die von Anfang an speziell im Hinblick auf die gemeinsame Integrierbarkeit im Nutzlastbereich nur einer Trägerrakete hin ausgerichtet wurde. Jedes der Raumfahrzeuge ist im Startzustand etwa fünf Meter hoch, misst jedoch in der Breite nur gut eineinhalb Meter. Samt mitgeführtem Treibstoff beträgt ihre Masse jeweils rund 470 Kilogramm.

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