Tsunamis – Kraft über 13.000 km

Der vom schweren Erdbeben, welches sich im März dieses Jahr vor der Küsten Japans ereignete, ausgelöste Tsunami hat nicht nur in Japan für Zerstörung gesorgt, sondern auch Auswirkungen in der 13.000 km entfernten Antarktis gezeigt.

Ein Beitrag von Oliver Karger. Quelle: NASA, ESA/Enivsat.

ESA/Envisat
Vor (links) und nach (rechts) dem Kalbungsereignis am Sulzberger Eisschelf, ausgelöst durch den Tusnami am 11. März 2011. In linken Bild haben die Eisberge gerade begonnen, auseinander zu driften.
(Bild: ESA/Envisat)

Satellitenbilder des Sulzberger Eisschelfs zeigen neue Eisberge, nachdem der durch das Erdbeben vor der Küste Japans ausgelöste Tsunami auf die Abbruchkante des Schelfs traf. Mit Radarbildern des ASAR-Instruments an Bord des ESA-Satelliten Envisat hat ein Wissenschaftler-Team vom Goddard Space Flight Center der NASA um Kelly Brunt die neuen Eisberge identifiziert. Der größte hat eine Ausdehnung von 6,5 mal 9,5 km und ist etwa 80 m dick. Die Gesamtfläche der unzähligen Bruchstücke beläuft sich auf etwa 50 km².

Das Advanced Synthetic Aperture Radar ASAR (zu Deutsch: fortgeschrittenes Radar mit synthetischer Apertur ) genannte System an Bord von Envisat ermöglicht, im Gegensatz zu optischen Sensoren, fotoähnliche zweidimensionale Aufnahmen mit hoher Auflösung bei nahezu allen Witterungs- und Beleuchtungsbedingungen. Besonders für die Beobachtung der Polregionen kommt bevorzugt das ASAR-Instrument zum Einsatz.

Das Erdbeben mit einer Stärke von 9,0 auf der Richterskala löste den Tsunami aus, der sich dann etwa 13.000 km über den Pazifik bis zum Sulzberger Eisschelf ausbreitete, ehe er sich in der Ross-See auflöste. Die Amplitude der Tsunamiwelle betrug zwar lediglich 30 cm, doch war die hierdurch erhöhte Belastung auf das Eis ausreichend, um am Schelfrand neue Eisberge zu kalben.

Der Prozess des Kalbens bezeichnet normalerweise das Abbrechen von Eis an der Kante der Schelfeisplatte, welche auf dem Meer schwimmt und mit einem Gletscher an Land fest verbunden ist. Hierdurch treten Spannungen im Eis auf, welche sich durch das Abbrechen von Eisbergen aufheben. Diese Spannungen können jedoch auch von außen aufgebracht werden, wie im Falle des Tsunamis geschehen.

„Die neuen Entdeckungen in der Antarktis zeigen, dass die Erdbeobachtung essentiell wichtig ist, um die Mechanismen und Effekte im Zusammenhang mit Naturkatastrophen zu verstehen“, so Henri Laur, der ESA-Envisat-Missionsmanager. „Mit weiteren Radarmessungen“, so Henri-Laur weiter, „wird es möglich sein, eine detaillierte Karte Japans zu erstellen, um die durch das Erdbeben ausgelöste Verschiebung der Inselkette zu analysieren.“

Envisat umkreist seit dem 1. März 2002 in einer mittleren Höhe von 767 km mit einer Inklination von 98,5° die Erde und wird voraussichtlich bis 2013 weiterhin seine Instrumente zur Überwachung des Klimas und des Ökosystems auf unseren Planeten richten.

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