Ungewisse Zukunft für bemannte US-Raumfahrt

Das Human Space Flight Committee kommt zu dem Schluss, dass die Constellation-Pläne mit dem aktuellen Budget nicht realisierbar sind. Mit einem leicht erhöhten Budget ließen sich aber sowohl Flüge zum Mond als auch Missionen in den tieferen Raum finanzieren.

Ein Beitrag von Tobias Willerding. Quelle: NASA, HSF Komitee.

HSF-Komitee
Notwendiges Constellation-Budget gegenüber aktuellem Budget (schwarze gestrichelte Linie)
(Bild: HSF-Komitee)

Auf der gestrigen letzten Sitzung des Human Space Flight Review Committees, auch Augustine-Kommission genannt, wurden die Optionen für die bemannte Raumfahrt diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass das aktuelle Constellation-Programm mit dem gegenwärtigen Budget nicht mehr durchzuführen ist, da die Kosten weit höher als die bewilligten Mittel sind. Streckt man die Entwicklung, so dass alles in das aktuelle Budget passt, dann werden Orion/Ares I 2018 und Ares V frühstens 2028 zur Verfügung stehen, ohne dass jedoch irgendwelche lunaren Systeme wie Mondlander entwickelt worden sind. Allerdings sieht es auch bei den anderen möglichen Szenarien nicht besser aus. Ein ISS-fokussiertes Szenario ist das einzige, das noch in den aktuellen Finanzrahmen passen würde. Dieses Szenario sähe eine kommerzielle, d. h. von der Industrie bereitgestellte bemannte Startmöglichkeit im Jahre 2016, die ISS bis 2020 und Ares V ab 2028 vor, allerdings auch ohne Mondsysteme. Ein anderes Programm, genannt “Dash out of LEO” – also kein Ares I, nur Ares V – bringt ebenso keine Zeitvorteile bei dem aktuellen Budget.

Das Komitee hat nun ein leicht erhöhtes Budget von ca. +3 Milliarden Dollar jährlich angenommen. Dieses ermöglicht Ares I/Orion ab 2016 und eine bemannte Mondlandung 2025, was dem ursprünglichen Constellationplan nahekommt.

HSF Komitee
Exemplarisches Deep Space-Szenario mit erhöhtem Budget
(Bild: HSF-Komitee)

Doch mit dem leicht erhöhten Budget sind auch andere Szenarien denkbar, insbesondere die “Deep Space”-Szenarien profitierten davon. Bei den Deep Space-Szenarien würde man sich nicht auf eine Mondlandung konzentrieren, sondern verschiedene Objekte im Sonnensystem anfliegen und nur auf solchen mit einem niedrigen Gravitationspotential landen (z. B. Asteroiden, Mars Flyby, Lagrangepunkte etc.), eine bemannte Mondlandung würde zeitlich nach hinten rutschen.

Beim “Deep Space”-Szenario wurden drei verschiedene Trägersysteme untersucht: Dual Ares V, Directly Shuttle Derived und eine kommerzielle Trägerrakete mit ca. 75 Tonnen Nutzlast. Bei allen Szenarien würde die ISS bis 2020 betrieben werden und eine kommerzielle Crewstartmöglichkeit verfolgt. Zusätzlich dazu soll es ein Technologieprogramm von 1,5 Milliarden Dollar pro Jahr geben, um entscheidende Technologien zu entwickeln (z. B. Treibstoffdepots, Strahlenschutz etc.). Bei Dual Ares V würde ein Flug zu den Lagrangepunkten 2025 machbar sein, NEO 2030, Mars Flyby 2034 und bemannte Mondlandung 2035. Bei Directly Shuttle Derived sieht es etwas besser aus: Lagrange 2023, NEO 2027, Mars Flyby 2029 und bemannte Mondlandung 2030.

Die kommerzielle Trägerrakete mit 75 Tonnen Nutzlast käme mit einer kompletten Umwälzung der NASA einher. Bei diesem Konzept sollen die NASA-Fixkosten reduziert werden, wodurch NASA-Einrichtungen geschlossen werden müssten, was zwischen 3 und 11 Milliarden Dollar kosten würde. Je nach Kosten für die Schließungen läge der Zeitplan etwas vor oder gleichauf mit dem Directly Shuttle Derived-Konzept.

Zwei weitere Konzepte “Lunar Global” und Shuttleflugzeitverlängerung zur Schließung des “Gaps” waren zum Zeitpunkt des Komiteetreffens noch nicht ausreichend untersucht, sodass man deren Bewertung erst beim Abschlussbericht, der Ende August veröffentlicht werden soll, kennen wird. Die Mars Szenarien wurden als zu teuer verworfen.

Aus diesen Ergebnissen ist das Komitee zu dem Schluss gekommen, dass ein Technologieprogramm und eine kommerzielle Crewstartmöglichkeit essentiell für die Exploration sind. Weiterhin ist das Deep Space-Szenario das kosteneffektivste und einige andere Schwerlastraketen scheinen günstiger als Ares I/Ares V zu sein. Für die kommerzielle Crewstartmöglichkeit nimmt man eine NASA-Investition von 2,5 Milliarden Dollar an. Außerdem sollen zusätzlich die COTS-Demonstrationen mit 200 Millionen Dollar unterstützt werden.

Bis Ende August sollen nun diese Szenarien anhand einer Punktevergabe nach 12 Kriterien bewertet werden, woraus sich dann die Optionen des Komitees ergeben werden, die man im Abschlussbericht Präsident Obama vorstellt. Dieser muss dann entscheiden, ob er einer der Optionen des Komitees folgt oder ob er andere Pläne für die bemannte US-Raumfahrt hat.

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