Update: SpaceShipTwo zerbricht bei Testflug

Heute sollte SpaceShipTwo einen ersten erfolgreichen Testflug mit dem neuen Hybridraketenmotor machen. Es kam anders. Das Raumschiff wurde zerstört, ein Pilot starb, ein Pilot wurde schwer verletzt. Update: Laut ersten Ergebnissen hat sich der „Federmechanismus“ frühzeitig gelöst, der Brennvorgang lief offenbar nominal.

Ein Beitrag von Tobias Willerding. Quelle: NSF, CNN, Twitter.

Virgin Galactic
Hybridraketenmotor in Aktion bei einem früheren Testflug von SpaceShipTwo
(Bild: Virgin Galactic)

Traurige Woche für die amerikanische Raumfahrt: nach der Explosion der Antares am Dienstag, ereignete sich heute bei einem Testflug des SpaceShipTwo ein weiteres Unglück. Kurz nach der Zündung des Hybridraketenmotors an Bord von SpaceShipTwo kam es zu einer Art Explosion, welche das Raumschiff zerstörte. Ein Pilot konnte sich wohl mit einem Fallschirm retten und liegt schwer verletzt im Krankenhaus, ein weiterer Pilot ist bei dem Unglück verstorben. Das Unglück ereignete sich gegen 10 Uhr Ortszeit in Mojave, Kalifornien. Die Trümmer des Raumschiffs verteilten sich über eine große Fläche in der Mojavewüste. Das Raumschiff, genannt VSS Enterprise war das erste SpaceShipTwo. Weitere sind laut Virgin Galactic im Bau, das Trägerflugzeug ist nicht beschädigt worden und konnte regulär landen.

Update:
Ersten Untersuchungsergebnissen des NTSB (National Transportation Safety Board) zufolge hat sich während des Brennvorgangs der Federmechanismus von SpaceShipTwo ausgelöst. Dieser ist eigentlich für den Wiedereintritt gedacht. Hierbei gehen die Flügel in eine 90° Position im Gegensatz zum Rest des Raumschiffes. Die dadurch auftretenden aerodynamischen Kräfte haben dann offenbar das Raumschiff in der Luft zerlegt. Warum dies während des Brennvorgangs passierte, ist noch unklar.
Technischer Überblick
SpaceShipTwo ist ein suborbitales Raumschiff, dass Passagiere für 250.000 Dollar auf über 100 km schießen soll, wo sie ein paar Minuten Schwerelosigkeit und die Schönheit des Weltalls genießen sollen. Das Raumschiff wird mit dem Flugzeug „WhiteKnightTwo“ auf über 10 km transportiert, wo das Raumschiff ausgeklingt wird und sich mit einem Hybridraketenmotor auf 100 km katapultiert. Nach dem höchsten Punkt der Flugbahn fällt das Raumschiff wieder runter und rotiert die Flügel um 90° für eine Konfiguration mit hohem Luftwiderstand um die Erhitzung beim Wiedereintritt zu limitieren. Nach dem Wiedereintritt gehen die Flügel wieder in den normalen Zustand und das Raumschiff gleitet zur Landung.

Virgin Galactic
SpaceShipTwo mit Trägerflugzeug WhiteKnightTwo
(Bild: Virgin Galactic)

Ein Rückblick
Nach den zwei erfolgreichen Flügen von SpaceShipOne im Jahre 2004 auf über 100 km innerhalb von zwei Wochen und dem damit gewonnen XPrize, waren die Hoffnungen groß in raumfahrtinteressierten Kreisen, dass es in den nächsten Jahren kommerzielle Parabelflüge auf 100 km Höhe geben wird, ein Dutzend verschiedene Firmen hatten Ideen wie dies verwirklicht werden könnte. Viele dieser Firmen sind inzwischen bankrott oder haben so aufgegeben. Nur noch wenige sind übrig, Virgin Galactic ist eine von ihnen. Nach dem gewonnen XPrize von 2004, waren sich Scaled Composites (der Hersteller von SpaceShipOne) und der finanzstarke Richard Branson von der Virgin Group schnell einig ein größeres Nachfolgeraumschiff zu bauen, genannt SpaceShipTwo, welches zwei Piloten und sechs Passagiere auf über 100 km transportieren sollte. Bereits drei Jahre später kam es zu einem schweren Unfall, als ein Lachgastank in der heißen Sonne explodierte. Dabei starben drei Angestellte und drei weitere wurden schwer verletzt. Danach lief es jedoch ganz gut, 2008 flog das größere Trägerflugzeug WhiteKnightTwo und 2009 wurde SpaceShipTwo vorgestellt. Mit der Zeit summierten sich jedoch die Verzögerungen immer weiter an, welche mit dem Hybridmotor zusammenhingen. Bereits bei SpaceShipOne hatte es starke Verbrennungsinstabilitäten gegeben, jedoch lief damals alles gut. Für SpaceShipTwo musste der Motor stark vergrößert werden und dabei gab es massive Instabilitätsprobleme sowohl bei der Zündung als auch gegen Ende des Brennvorgangs, die einen sicheren Flug unmöglich machten. Brian Binnie, einer der Piloten von SpaceShipTwo, kommentierte die Probleme mit dem Hybridmotor wie folgt: „we did everything but break down and pray to God to show us the light of day”. Man konnte nur noch auf göttliche Eingebung hoffen. Mit diesem “Problemmotor“ war nur eine kurze Brenndauer und drei Flüge auf etwas über 20 km möglich. Als Folge wurde der Treibstoff von „Gummi“ auf „Nylon“ gewechselt werden, was mehr Verbrennungsstabilität versprach. Der heutige Flug war der erste Flug mit diesem neuen Hybridmotor.

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