ATV 5 nach Georges Lemaître benannt

Am 16. Februar 2012 gab die europäische Weltraumbehörde ESA bekannt, dass das letzte zu startende Automated Transfer Vehicle (ATV) nach dem belgischen Physiker George Lemaître benannt wird. Das ATV 5 soll nach derzeitiger Planung 2014 gestartet werden und die Internationale Raumstation (ISS) unter anderem mit Nachschub versorgen.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ESA.

Katholische Universität Löwen
Georges Lemaître
(Bild: Katholische Universität Leuven)

Das „Progamm Board“ der ESA hatte während einer Tagung in Paris vom 14. bis zum 15. Februar 2012 mit großer Zustimmung den durch eine belgische Delegation übermittelten Vorschlag angenommen, den fünften und nach bisherigem Planungsstand letzten europäischen automatischen Raumfrachter vom Typ ATV „Georges Lemaître“ zu taufen.

Der Astrophysiker und Priester Georges Lemaître, geboren am 17. Juli 1894 in der belgischen Stadt Charleroi, ist Schöpfer einer Reihe von Lösungen für Gleichungssysteme zu Einsteins Relativitätstheorie.

Doktor der Physik und der Mathematik wurde Lemaître 1920, 1923 wurde er zum Priester geweiht. Anschließend folgte ein Graduiertenstudium an der englischen Universität Cambridge, wo sich Lemaître mit Kosmologie, Astronomie der Sterne und numerischer Analyse beschäftigte. Nach Studienaufenthalten in Harvard und beim Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den Vereinigten Staaten von Amerika kehrte Lemaître 1925 nach Belgien zurück, um für den Rest seiner Karriere als Vollzeit-Professor an der katholischen Universität Leuven zu arbeiten.

1927 fand Lemaître eine Reihe von Lösungen für Einsteinsche Gleichungen zur Relativitätstheorie, die für ein sich stetig ausdehnendes Universum sprechen, und nicht für eines statischer Größe. Aus astronomischen Beobachtungen schloss Lemaître außerdem als erster auf einen ungefähren Wert für die Hubble-Konstante. Später wurden diese Zusammenhänge als Theorie vom Urknall bekannt.

Lemaître erhielt in Belgien die höchste wissenschaftliche Auszeichnung des Landes. 1936 wurde er zum Mitglied der päpstlichen Akademie der Wissenschaften ernannt, in der er bis zu seinem Tod 1966 wirkte. Kurz vor seinem Ableben konnte er einer Bestätigung seiner Theorien gewahr werden, als die kosmische Mikrowellen-Hintergrundstrahlung entdeckt wurde.

Im März 2014 könnte eine Ariane 5 ES das ATV 5 „Georges Lemaître“ mit Nachschub für die Internationale Raumstation (ISS) in den Weltraum bringen, wenn es gelingt, existierende Zeitpläne einzuhalten.

Das erste ATV namens „Jules Verne“ war am 9. März 2008 auf einer Ariane-5-Rakete gestartet worden und vom 3. April 2008 bis zum 5. September 2008 mit der ISS gekoppelt. Am 29. September 2008 war das Transportschiff wieder in die Erdatmosphäre eingetreten und dabei wie vorgesehen zerstört worden.

2011 flog das ATV 2 „Johannes Kepler“ zur ISS. Nach dem Start am 16. Februar 2011 war das ATV vom 24. Februar bis zum 20. Juni 2011 mit der ISS gekoppelt. Seine Existenz endete am 21. Juni 2011 beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.

Das ATV 3 „Edoardo Amaldi“ soll in Kürze zu seiner Mission aufbrechen. Der Start ist für den 9. März geplant, das Ankoppeln an die ISS für den 19. März 2012.

„Albert Einstein“, das ATV 4, entsteht zur Zeit in Bremen bei EADS Astrium. Geflogen werden soll es im Jahr 2013.

Aufgabe der unbemannten ATV ist es, die ISS mit Treibstoff, Nahrung, Wasser und Verbrauchsgütern zu versorgen und einen Teil der zum Bahnerhalt der Station nötigen Manöver, man spricht von sogenannten Reboosts, mit den eigenen Triebwerken durchzuführen. Außerdem übernehmen die ATV einen Teil der Abfallentsorgung für die ISS, sie werden vor dem Abkoppeln von der Station entsprechend beladen.

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