Eine am 17. November 2013 registrierte plötzliche Spannungsänderung führte dazu, dass der Marsrover Curiosity seine Arbeiten während der letzten Woche vorübergehend einstellen musste. Nach dem Abschluss der damit verbundenen Analysen konnte der Rover den wissenschaftlichen Betrieb jedoch bereits am vergangenen Samstag wieder aufnehmen. Auch die Fahrt soll in Kürze fortgesetzt werden.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL, USGS.
Während der vergangenen Woche waren die Techniker und Ingenieure des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena/Kalifornien damit beschäftigt, die Ursache für eine am 17. November 2013 registrierte Spannungsveränderung in dem elektrischen System des von der US-amerikanischen Weltraumbehörde betriebenen Marsrovers Curiosity zu untersuchen (Raumfahrer.net berichtete über dieses Problem).
„Wir haben zunächst eine Liste der möglichen Ursachen erstellt und konnten diese dann Punkt für Punkt ausschließen“, so Rob Zimmerman vom JPL.
Da die Untersuchung des aufgetretenen Problems – es handelte sich um eine plötzlich aufgetretene Veränderung des Spannungsunterschiedes zwischen dem Fahrgestell und der 32-Volt-Stromschiene von Curiosity – oberste Priorität besaß wurden die wissenschaftlichen Aktivitäten des Rovers zunächst vorläufig komplett eingestellt. Stattdessen wurde die Aufzeichnungsrate von verschiedenen Telemetriewerten deutlich erhöht. Für die Untersuchung des Problems relevante elektrische Messwerte wurden dabei statt einmal pro Minute – dies entspricht der üblichen Aufzeichnungsrate im Normalbetrieb – bis zu acht Mal pro Sekunde aufgezeichnet und anschließend bei der nächsten sich bietenden Möglichkeit an das Roverkontrollzentrum übermittelt und dort anschließend ausgewertet.
Parallel zu diesen vermehrten Telemetriewert-Aufzeichnungen haben die Techniker und Ingenieure des JPL während der letzten Woche außerdem diverse Tests und Analysen durchgeführt. Hierbei wurden unter anderem kurzzeitig einige Reserve-Komponenten des Rovers aktiviert, um zu ergründen, ob vielleicht ein Kurzschluss in bestimmten Sensoren oder elektrischen Bauteilen für die beobachtete Veränderung des Spannungsunterschiedes verantwortlich ist. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass der aufgetretene Spannungsunterschied ein Hinweis auf eine beschädigtes Bauteil sein könnte.
Bei den Untersuchungen stellte sich jedoch letztendlich heraus, dass sehr wahrscheinlich der als Energiequelle verwendete Radioisotopengenerator des Rovers für das aufgetretene Problem verantwortlich war. Hier ist vermutlich ein interner Kurzschluss aufgetreten, der die aktuelle Funktionsfähigkeit des MMRTG, welcher allerdings auch bewußt über ein für solche Ereignisse ausgelegtes „unverwüstliches“ Konstruktionsprinzip verfügt, nicht weiter beeinflusst.
Insgesamt wurden die wissenschaftlichen Arbeiten des Rovers für diese Analysen für einen Zeitraum von sechs Tagen unterbrochen und erst am 23. November wieder aufgenommen. Dabei stellte sich heraus, dass sich der Spannungsunterschied wieder auf das vorherige Niveau von 11 Volt eingepegelt hatte. Auch dieses Verhalten, so das Team des JPL, ist ein Indiz dafür, dass ein interner Kurzschluss im MMRTG für das Problem verantwortlich ist und das „Problem“ somit als harmlos anzusehen ist. Vergleichbare Ereignisse, so das JPL, können allerdings jederzeit erneut auftreten.
Ähnliche Ereignisse wurden auch schon bei anderen Raumsonden, so zum Beispiel bei dem Saturnorbiter Cassini beobachtet, welche über vergleichbare Energiequellen verfügen. Diese Ereignisse führten durchweg zu keiner dauerhaften Beeinträchtigung der Radioisotopengeneratoren und hatten keine Leistungsminderung zur Folge. Dies sollte auch bei Curiosity der Fall sein. Aufgrund mehrjähriger Tests mit einem baugleichen MMRTG gehen die Mitarbeiter der Curiosity-Mission davon aus, dass auch der Marsrover selbst dann nicht in eine problematische Situation geraten wird, wenn solche Ereignisse erneut auftreten sollten.
Fortsetzung des Betriebes
Im Verlauf des vergangenen Wochenendes wurden Teile einer Bodenprobe, welche bereits vor mehreren Monaten in der Region „Cumberland“ entnommen wurden und die sich seitdem im Inneren des für Probenentnahmen ausgelegten CHIMRA-Systems befanden, in das Innere des Analyseinstrumentes SAM befördert. Diese Proben sollen jetzt in den kommenden Tagen bei passenden Gelegenheiten analysiert werden. Außerdem wurden die verschiedenen Kamerasysteme des Rovers eingesetzt, um diverse Aufnahmen der Umgebung sowie des Rovers anzufertigen.
Und auch die Fahrt des Rovers soll bereits demnächst fortgesetzt werden. Auf der dabei vorgesehenen Route zum Rand des etwa 5,5 Kilometer hohen Aeolis Mons, dem Zentralberg im Inneren des Gale-Kraters, wurden von den an der Mission beteiligten Wissenschaftlern insgesamt fünf Punkte – die sogenannten „Waypoints“ – ausgewählt, an denen der Rover jeweils mehrtägige Stopps für ausführlichere wissenschaftliche Untersuchungen einlegen soll. Das wissenschaftliche Ziel dieser Analysen besteht darin, Informationen über die Geologie des Geländes zu sammeln, welches sich zwischen der Region Shaler und dem Aeolis Mons befindet. Diese Daten sollen den Wissenschaftlern dabei helfen, die zwischenzeitlich gewonnenen Informationen in einen Kontext zu den Erkenntnissen zu setzen, welche zukünftig bei den geschichteten Gesteinsablagerungen des Zentralberges erlangt werden sollen. Ein spezielles Augenmerk soll dabei auf geologische Strukturen gerichtet werden, welche offensichtlich durch fließendes Wasser erzeugt beziehungsweise verändert wurden.
Bis zum heutigen Tag, dem „Sol“ 465 seiner Mission, hat der Marsrover Curiosity eine Distanz von mehr als 4.300 Metern auf der Oberfläche unseres Nachbarplaneten zurückgelegt. Seit dem Erreichen unseres Nachbarplaneten haben die Kamerasysteme von Curiosity 102.268 Bilder aufgenommen und an das Roverkontrollzentrum des Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Pasadena/Kalifornien übermittelt. Diese Aufnahmen sind für die interessierte Öffentlichkeit auf einer speziellen Internetseite des JPL einsehbar.
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