Der NASA-Administrator Charles F. Bolden gab am 10. November 2010 bekannt, dass für das James Webb Space Telescope (JWST) ein neuer Programmdirektor eingesetzt werden soll. Bau und Betrieb des Teleskops sind nach Einschätzung einer unabhängigen Kommission erheblich unterfinanziert.
Ein Beitrag von Axel Orth und Thomas Weyrauch. Quelle: NASA, Spaceflight Now, Spiegel Online.
Das James-Webb-Infrarotteleskop, das die Nachfolge von Hubble antreten soll, hat die NASA bis jetzt 3 Milliarden Dollar gekostet und sollte nach Planung von 2002, als das Teleskop nach dem NASA-Administrator zu Zeiten von Gemini, Mercury und Apollo benannt wurde, 2010 starten – also dieses Jahr. Im April 2010 war der Start aber noch in weiter Ferne. Damals nannte die NASA als Summe für die gesamte Lebenszeit des Projekts (also inklusive Entwicklung, Bau, Start und Betrieb) einen Betrag von 5,1 Milliarden Dollar und als Starttermin den Juni 2014.
Eine unabhängige Untersuchungskommission (ICRP) unter dem Vorsitz von John Casani kam jetzt allerdings zu dem Ergebnis, dass das Projekt insgesamt 6,5 Milliarden Dollar (4,7 Mrd. Euro) kosten wird und frühestens im September 2015 starten kann, also nochmals über ein Jahr später als zuletzt veranschlagt. Vor allem die neuerliche Budgetüberziehung von etwa 1,5 Milliarden Dollar stellt das Projekt insgesamt durchaus in Frage. Schon bisher mussten Budgets innerhalb der NASA auf Kosten anderer Projekte umdirigiert werden, um das JWST-Projekt überhaupt am Laufen zu halten.
Dem Ergebnis dieser Analyse der Projektfortschritte in technischer Hinsicht und dem Umgang mit finanziellen Mitteln, die von der US-Senatorin Barbara Mikulski angestoßen worden war, stimmt Bolden zu. Danach ist das JWST-Projekt technologisch auf einem guten Weg, mit Verbrauch und Verwaltung bereitgestellter Mittel könne man jedoch nicht zufrieden sein.
Aus diesem Grund will Bolden einen neuen Manager bestimmen, der das Großprojekt leiten und an den zuständigen NASA-Direktor berichten soll. Der neuen Kraft möchte Bolden einen Stab von Technikspezialisten und Finanzexperten des NASA-Direktoriums für Wissenschaftsmissionen (Science Mission Directorate) zur Seite stellen. Die Maßnahmen sollen dem Projekt mehr Sichtbarkeit innerhalb der Managementstrukturen der NASA verschaffen. Zusätzlich wurde das beim Goddard Space Flight Center (GSFC) angesiedelte Projektbüro bereits umorganisiert, das jetzt direkt an den Direktor des GSFC berichtet. Personelle Veränderungen im Projektbüro berücksichtigen von der Untersuchungskommission benannte Aspekte.
Dass die Kommission die Einschätzung der NASA teilt, das JWST-Projekt sei technisch tadellos, empfindet Bolden als Ermutigung, enttäuscht ist er jedoch, dass es bisher nicht gelang, den hohen Standard bei der Kostenkontrolle zu erreichen, nach dem man strebe, und den man den amerikanischen Steuerzahlern schuldig sei. Die NASA ist laut Bolden verpflichtet, einen gangbaren Weg zu finden, auf dem mit realistischen Finanz- und Zeitplänen gearbeitet wird.
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