Erste vollständige Mosaikbilder der Titanoberfläche

Während die großen Datenmengen, die die ESA-Sonde Huygens während ihres Abstiegs auf den Titan gesammelt hat, ausgewertet werden, wurden nun neue Ansichten dieser faszinierenden Welt veröffentlicht.

Ein Beitrag von Dominik Mayer. Quelle: ESA.

Das Team des Descent Imager Spectral Radiometer (DISR), dessen größte Gruppen an der University of Arizona (USA), dem Max-Planck-Institut (Deutschland) und dem Observatoire de Paris (Meudon, Frankreich) zu finden sind, hat die ersten vollständigen stereographischen und gnomonischen Mosaikbilder erstellt. Dabei wurden spezielle Projektionstechniken verwendet um die Bilder zusammenzusetzen, welche Huygens in etwa 20 Kilometern Höhe, sich um die eigene Achse drehend, aufgenommen hat.

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Stereographische Projektion der Titanoberfläche
(Foto: ESA/NASA/JPL/University of Arizona)

Aufgrund der Rotation und der Lage der verschiedenen Kameras überlappen die Bilder teilweise. Die Wissenschaftler versuchen, durch geschicktes Zusammensetzen Mosaike zu erstellen. Das kann man sich in etwa wie ein großes Puzzle-Spiel vorstellen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten dreidimensionale Objekte in lediglich zwei Dimensionen darzustellen. Je nach Wahl der Projektionsmethode werden verschieden Dinge wie Ausmaße, Entfernungen, Flächen oder Perspektiven realistisch dargestellt. Eine bestimmte Projektion, die häufig bei Kugeln eingesetzt wird ist die so genannte “stereographische” Projektion. Eine “gnomonische” Projektion hingegen, lässt die Oberfläche flach aussehen. Man benutzt Sie oft für Karten, die von Navigatoren oder Piloten verwendet werden, um die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten festzustellen.

Die hellen Flächen im Norden und Westen der stereographischen Ansicht sind höher als das umliegende Gebiet und von dunklen Linien bedeckt, die Kanäle zu sein scheinen. Sie führen zu Objekten, die wie Küsten mit Flussdeltas und Sandbänken aussehen. Gegenwärtig nimmt man an, dass diese Linien von flüssigem Methan erzeugt wurden. Einige davon könnten beim Abfluss von Niederschlägen entstanden sein und ein Netzwerk von dünnen Kanälen und spitzen Verzweigungswinkeln hervorgerufen haben, andere rühren von Untergrabungen oder einem Strom unter der Oberfläche her. Diese sind kürzer, ausgeprägter und gehen in 90°-Winlkeln ineinander über.

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Gnomonische Projektion der Titanoberfläche
(Foto: ESA/NASA/JPL/University of Arizona)

Der größte Abflusskanal beginnt auf etwa 12 Uhr in einer schmalen Bucht und erstreckt sich nach links. Den Start des größten Unterflusskanals finden Sie auf 9 Uhr. Er geht in gerader Linie nach links oben. Der weite, dunkle Korridor direkt darunter scheint ein Hauptströmungskanal zu sein, der sich in die Sandbänke ergießt.

Die hellen Formen im Osten und Nordosten sehen aus wie Grate aus Eisbrocken, die etwas höher als das umliegende Flachland sind. Man geht davon aus, dass Huygens etwas südwestlich des halbkreisförmigen Gebildes gelandet ist. Die hellen und dunklen Flächen im Süden sind nach wie vor von unbekannter Natur.

Auf der gnomonischen Projektion kommt die Landestelle näher und die Oberfläche wird schärfer. Norden ist auch hier wieder am oberen Bildrand. Von links unten nach rechts oben scheint ein Grat aus Eisbrocken aus dem dunkleren Material des Flussbetts hervorzustehen. Man vermutet, dass dieses Brocken den Hauptfluss von Westen her verlangsamen und die Flüssigkeit im Nordwesten des Bildes aufstauen, was zur Ablagerung des dunklen Materials führt. Die durchsickernde Flüssigkeit lässt Kanäle entstehen, die sich in den Südosten fortsetzen.

Bilder in höherer Auflösung finden Sie auf den Seiten der ESA. Damit dürfte es Ihnen leichter fallen, die beschriebenen Besonderheiten zu finden.

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