Dank eines ersten Teilerfolges wird die Suche mit dem Hubble-Weltraumteleskop nach einem weiteren Ziel für die Pluto-Mission New Horizons auch in den kommenden zwei Monaten fortgesetzt. Durch die Kampagne soll im Bereich des Kuipergürtels ein Asteroid aufgespürt werden, den die Raumsonde in den Jahren nach ihrem Pluto-Vorbeiflug ansteuern soll.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: NASA, JHU/APL, HST.
Zeitgleich zu einer gegenwärtig stattfindenden umfassenden Systemüberprüfung, einem sogenannten „Annual Checkout“ (Raumfahrer.net berichtete), sind die in die Mission der von der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA betriebene Raumsonde New Horizons involvierten Mitarbeiter derzeit noch mit einer weiteren Aufgabe beschäftigt:
Der Suche nach einem Asteroiden im Bereich des inneren Kuiper-Gürtels, den die Raumsonde in den Jahren nach ihrem Pluto-Vorbeiflug ansteuern und dann ebenfalls untersuchen soll. Hierfür wurde im Juni 2014, ergänzend zu verschiedenen erdgebundenen Großteleskopen, auch das Weltraumteleskop Hubble eingesetzt. Für eine erste Beobachtungskampagne wurde den beteiligten Wissenschaftlern hierfür eine Beobachtungszeit von 40 Stunden zur Verfügung gestellt (Raumfahrer.net berichtete).
Bei der Auswertung von rund 200 Aufnahmen, welche zwischen dem 16. und dem 26. Juni angefertigt wurden, gelang den beteiligten Wissenschaftlern unter der Verwendung einer speziellen Bildauswertungssoftware dann auch tatsächlich die Entdeckung von zwei zuvor unbekannten Kuipergürtel-Objekten (engl. „Kuiper Belt Object“, kurz „KBO“). Obwohl bisher unklar ist, ob die neu entdeckten Objekte „1110113Y“ und „0720090F“ – beide befinden sich derzeit in einer Entfernung von mehr als 1,6 Milliarden Kilometern ‚hinter‘ dem Pluto – wirklich als zukünftige Ziele für New Horizons in Frage kommen, wurde durch diese Entdeckung der Nachweis erbracht, dass das Hubble Space Telescope derartige Ziele prinzipiell entdecken kann.
Aus diesem Grund wurde dem New Horizons-Team von dem für die Vergabe der Hubble-Beobachtungszeiten verantwortliche Experten-Ausschuss jetzt eine zusätzliche Beobachtungszeit von weiteren 156 Stunden bewilligt. Die entsprechenden Beobachtungen sollen bereits in den nächsten Wochen erfolgen und dabei einen im Sternbild Schütze gelegenen Himmelsabschnitt abdecken, der in etwa über die Größe des Vollmondes verfügt. Nur in diesem kleinen Bereich des Himmels befindliche KBOs, so die Mitarbeiter der New Horizons-Mission, können mit den nach dem Pluto-Vorbeiflug noch zur Verfügung stehenden Treibstoffreserven der Raumsonde erreicht werden.
Die Hubble-Kampagne soll noch im August 2014 abgeschlossen werden. Anschließend wird es zunächst mehrere Wochen dauern, um die dabei angefertigten Aufnahmen auszuwerten. Die an der Suchkampagne beteiligten Wissenschaftler hoffen, dabei gleich mehrere KBOs zu entdecken, von denen hoffentlich zumindestens einer mit den zur Verfügung stehenden Mitteln erreicht werden kann. Allerdings werden sogar noch mehrere Monate vergehen, bis durch weiterführende Beobachtungen die exakten Bahndaten von potentiellen Zielen mit der benötigten Genauigkeit ermittelt werden können.
Erst im Anschluss an die Bestimmung dieser Bahndaten von potentiellen zukünftigen Zielen können die für die Durchführung der Mission verantwortlichen Mitarbeiter damit beginnen, die Flugbahn zu berechnen, welche New Horizons auf dem Weg zu dem nächsten Ziel einschlagen muss. Die entsprechenden Arbeiten müssten eigentlich noch vor dem Juli 2015 abgeschlossen sein. Ein erstes durchzuführendes Kurskorrekturmanöver zum Erreichen des nächsten Ziels sollte dann möglicht bereits innerhalb von wenigen Wochen nach der am 15. Juli 2015 erfolgenden Pluto-Passage, spätestens jedoch im Herbst 2015 erfolgen.
Es bleibt zu hoffen, dass die Suche nach einem geeigneten KBO erfolgreich verläuft, denn auf absehbare Zeit wird New Horizons wohl die letzte Raumsonde sein, welche in die äußeren Regionen unseres Sonnesystems vordringen wird und damit die Gelegenheit erhält, die dort beheimateten Kuipergürtel-Objekte näher zu untersuchen.
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