Die Rückkehrkapsel der amerikanischen Kometensonde Stardust wird in wenigen Stunden mit ihrer wertvollen Fracht an Bord auf der Erde landen – seien Sie mit Raumfahrer.net live dabei!
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: NASA.
Es wird ein feuriges Wiedersehen werden: Um 10:57 Uhr (MEZ) wird die rund 45 Kilogramm schwere Rückkehrkapsel mit einer Geschwindigkeit von 12,8 Kilometern pro Sekunde in die Erdatmosphäre eintauchen – schneller als jedes andere von Menschenhand gemachte Objekt in der Geschichte der Raumfahrt. Dementsprechend hell wird dieser künstliche Meteorit in den oberen Luftschichten aufleuchten, was nicht nur von interessierten Beobachtern am Boden, sondern auch von mehreren Wissenschaftlern an Bord einer DC-8 aufmerksam verfolgt werden wird: Durch genaue Aufzeichnung der während des Abbremsvorgangs entstehenden Strahlung soll das Verhalten des Karbon-basierten Hitzeschutzschildes beim Wiedereintritt später penibel ausgewertet werden, da das Hitzeschildmaterial unter Umständen auch bei den geplanten bemannten Raumkapseln der NASA zum Einsatz kommen soll.
Die vergleichsweise kleine Raumsonde Stardust war am 7. Februar 1999 als Nutzlast einer Delta II-Trägerrakete in den interplanetaren Raum aufgebrochen, um Proben des Kometen „Wild 2“ zu sammeln und zur Erde zurückzubringen. Um dieses Ziel zu erreichen ist die Sonde mit zwei „Staubsammlern“ ausgestattet, die in Form und Größe einem Tennisschläger ähneln. Einer der beiden Kollektoren wurde am 2. Januar 2004 ausgeklappt, als die Raumsonde in gerade einmal 240 Kilometern Entfernung an dem Kometen vorbeisauste. Außer Kometenpartikeln konnten bei diesem Vorbeiflug auch mehrere Aufnahmen des Kometenkerns in beeindruckender Qualität von der Stardust-Kamera gemacht werden. Der zweite Kollektor an Bord von Stardust hatte eine andere Aufgabe zu erfüllen: Mit seiner Hilfe sollten winzige Spuren interstellaren Staubs gesammelt werden, die aus Richtung des Sternbilds Schütze (Sagittarius) in das Sonnensystem einströmen. Während des jahrelangen Fluges wurde er daher für mehrere Monate ausgeklappt, um dieses Missionsziel zu erreichen.
Sowohl die Kometenpartikel wie auch die Spuren interstellarer Materie sind von den beiden Kollektoren mit Hilfe einer rund 1.000 Quadratzentimeter grossen Fläche so genannten „Aerogels“ aufgefangen worden. Dieser bis zu drei Zentimeter dicke, poröse silikon-basierte Schaum besteht zu 99,8 Prozent aus Luft und soll die mit enormer Geschwindigkeit eintreffenden Partikel auffangen. Die Rückkehrkapsel, die morgen im US-Bundesstaat Utah an einem Fallschirm hängend sanft landen soll, enthält die beiden mit Aerogel gefüllten Kollektoren, die nach der Bergung in Laboratorien vorsichtig geöffnet werden sollen. Vor allem die folgende Suche nach den im Aerogel gefangenen interstellaren Partikeln wird ob ihrer Winzigkeit aufwendig werden. Um sich diese Mammutaufgabe zu erleichtern sucht die University of Berkely unter der Internet-Adresse http://stardustathome.ssl.berkeley.edu/ Freiwillige, die sich an der Suche nach den geschätzten gerade einmal 45 Einschlagstellen im Aerogel beteiligen.
Die letzte Phase der Stardust-Mission wird bereits am kommenden Morgen beginnen, wenn sich um 06:57 Uhr (MEZ) die Rückkehrkapsel von der Raumsonde löst. (Etwa zwanzig Minuten später wird Stardust eine Kurskorrektur vornehmen, mit der die Raumsonde in eine Umlaufbahn um die Sonne einschwenkt.) Richtig spannend wird es dann spätestens um 11:00 Uhr (MEZ), wenn sich der erste Fallschirm der Rückkehrkapsel öffnen soll – aufgrund fehlerhaft eingebauter Sensoren klappte dies bei der mit einem vergleichbaren Landesystem ausgestatteten Genesis-Rückkehrkapsel im September 2004 nicht, doch dieses Mal sind die Missionsmanager optimistisch, dass die Landung wie vorgesehen abläuft und die Kapsel gegen 11:12 Uhr (MEZ) sanft auf dem Gelände der U.S. Air Force Test and Training Range in Utah niedergeht.