In diesem Bericht erzählt Andreas P. Bergweiler exklusiv für Raumfahrer.net von seinen Erlebnissen auf einem Parabelflug während eines Kosmonauten-Trainings in Russland.
Autor: Raumfahrer.net Redaktion.
Wenn Sie weitere Informationen zu Andreas Bergweiler und seinem Weg zur ISS lesen möchten: Auf der Internet-Seite space-affairs.com können Sie sein Tagebuch über das Sea Survival Training for Cosmonauts lesen.
Text: © Andreas P. Bergweiler (Space-odyssey.com)
Nach fast zwei Jahren „Abstinenz“ vom Kosmonautentraining beginne ich mit meiner Reise erneut am 03.09.2003 indem ich mit der Lufthansa wieder nach Moskau fliege.
Als ich im Flugzeug sitze, habe ich die Gedanken im Kopf, die ich damals am 12.09.2001 hatte, als ich zu meinem ersten Abenteuer aufbrach, dem „Sea Survival Training for Cosmonauts“.
Damals war es die erste Reise in Richtung Moskau, mittlerweile ist es die dritte. Anfang Juni diesen Jahres war ich auch über Pfingsten in Moskau, um einige vorbereitende Dinge zu klären für den Parabelflug und ich habe einige Gespräche mit Igor Rudyaev, dem Foreign Economic Deputy von Star City führen können. Im Laufe der Zeit ist Igor ein sehr guter Freund geworden, den ich sehr gern mag. Im Juli 2002 war er auf einem Kurzbesuch in Deutschland und besuchte mich in Waldesch, und dieser Besuch hat unsere Freundschaft vertiefen können, als er während einer Geburtstagsfeier meine gesamte Familie kennen lernte. Wir saßen bis halb sechs Uhr morgens auf der Terasse und fachsimpelten. Wie ich diesen Abend überstehen konnte, weiß ich heute nicht mehr, hatte er doch nachmittags bei seiner Ankunft eine gute Flasche russischen Wodkas als Gastgeschenk mitgebracht, die wir in zwei Stunden leerten. Normalerweise wollte abends er wieder zu seinem Hotel in Frankfurt fahren, jedoch war das auch gesundheitlichen Gründen nicht möglich.
Am Abend des 03.09. bekommt die Gruppe, mit der ich auf den Parabelflug gehe, einen kurzen medizinischen Check-Up und die mitgebrachten medizinischen Atteste werden durch den Medical-Service überprüft. Für einen Parabelflug sollte man sich in einem normalen körperlichen Gesundheitszustand befinden. Bluthochdruck und erhöhter Pulsschlag sind nicht lebensbedrohlich wenn sie nicht einen Wert von 160/100 RR übersteigen, höher sollten sie jedoch nicht sein. Auch ist erforderlich, dass eine gründliche ärtzliche Voruntersuchung in Deutschland erfolgt ist, wo auch psychische Erkrankungen ausgeschlossen werden, wie z.B. Schizophrenie und Klaustrophobie. Stellen Sie sich einmal vor, wenn sie es in einem Fahrstuhl schon nicht aushalten, wie Sie sich an Bord einer Ilyushin fühlen, die keine Fenster hat und sie wissen nicht genau, wo Sie sich befinden!
Nach dem medizinischen Check bekommen wir eine Einweisung, was ein Parabelflug bedeutet. Eine Videopräsentation zeigt eindrucksvolle Bilder von vorangegangenen Parabelflügen. Ich staune, als ich ein sehr bekanntes Gesicht aus der Formel-1 auf dem Bildschirm sehe, David Coulthard dreht sich in der Ilyushin um seine eigene Achse, einige Einstellungen später wird gezeigt, wie er in seinem Silberpfeil sitzt und dieser während der Parabel in Schwerelosigkeit versucht, sich selbstständig zu machen, wäre er nicht mit Seilen so arretiert, dass er nicht bis an die Decke schweben kann!
Bilder des Kosmonautentrainings werden gezeigt, und einige Mitglieder der Gruppe sitzen dort in der Runde im dunklen Raum mit offenem Mund. Winter-Training, Water-Survival Training, Desert-Training, Jet-Training und Mission Training. Die russische Raumfahrt hat sich im Laufe der letzten Jahre an die neuen internationalen Gepflogenheiten der Kosmonautik angepasst: inhaltlich wird noch das selbe Training vollzogen wie in den 70er Jahren, wenn auch mit modernerer Technik. Jedoch befinden sich mittlerweile internationale Astronauten in Star City, die die zukünftigen Besatzungen der Internationalen Raumstation bilden oder auch auf zukünftigen Shuttle-Missionen Module andocken werden.
Nach der Videopräsentation stellt sich der Leiter des Parabelflugteams vor, sein Name ist Boris. Er ist der Chefinstruktor, und er erläutert in knappen Worten, welche Sicherheitsbedingungen vor, während und nach dem Flug eingehalten werden müssen. Ein anderer Instruktor erklärt das Verhalten während der Schwerelosigkeit und ich fühle mich sofort wieder zurückversetzt in mein Training in Sochi. Wenn man solch einen Weg beschreitet, wie ich ihn versuche zu gehen, muss man lernen, seinen Kopf frei zu bekommen und die „Angst“ zu unterdrücken. Man muss sich gehen lassen können, denn die Instruktoren verlangen viel von einem. Man muss wissen, warum man nach rechts gehen muss, wenn sie sagen: „Geh nach rechts!“. Eine gute Teambereitschaft ist schon mal eine angenehme Ausgangssituation, wenn man sich anschickt, zu den Sternen aufzubrechen!
Der Chefmediziner des Parabelflugtrainings betritt den Raum und erklärt ungefähr eine Viertelstunde lang die medizinischen Auswirkungen des Parabelflugs. Als sehr unangenehm wird von den meisten Teilnehmern der Steigflug empfunden: wenn die Maschine sich auf einer Flughöhe von 6.000 Meter befindet und sie mit ihrem Steigflug beginnt: im 45 Grad Winkel steigt sie mit Vollgas in Richtung 10.000 Meter Marke. Durch die Beschleunigung wird an Bord alles zweimal schwerer! Wiegen sie z.B. am Boden 80 Kilogramm, so wiegen Sie während des Steigfluges 160 KG!
Ich kann mir dieses Gefühl schwer vorstellen an diesem Abend. Sicherlich kenne ich diese Gefühle vom Achterbahnfahren wie viele andere auch, nur ist es eben nicht so wie auf der Achterbahn. Während sich bei der Achterbahn sämtliche Effekte nur innerhalb von wenigen Sekunden abspielen, dauert der Steigflug mehrere Minuten.
Ich bin müde und blicke auf die Uhr. Ein sehr langer Tag neigt sich seinem Ende entgegen. Alle sind müde und wollen nur noch ins Bett. Der Arzt sagt, dass es besser ist, nicht mehr als 8 Stunden Schlaf vor einem Parabelflug zu haben und nicht weniger als 6 Stunden. Ich blicke auf meine Uhr und sehe, das ich gerade noch 7 Stunden schaffen könnte, wenn ich mich anstrenge.
Eine Stunde später liege ich im Hotelzimmer auf dem Bett und in meinem Kopf befinden sich sehr viele Gedanken über Kosmonauten und Training. Einerseits bin ich müde, andererseits bin ich total aufgekratzt in Erwartung des Parabelfluges am nächsten Morgen. Irgendwann gegen ein Uhr morgens schlafe ich ein, und ich träume vom Fliegen …
04.09.2003 – What goes up, must come down!
Gegen sieben Uhr rappelt mein Handy und ich nehme eine lange warme Dusche. Das Wetter in Russland sieht ganz gut aus, als ich aus dem Fenster blicke. Kein Wölkchen ist am Himmel zu sehen und es sieht so aus, als würde es ein hervorragender Tag werden. Nach der Dusche lege ich meinen Flightdress an, einen selbstbesorgten Original US-Navy-Fighter Overall, ein seltenes Stück Stoff in Deutschland. Er ist feuerresistent, jedoch sehr angenehm zu tragen. Es ist die Sommerausführung, im Winter würde ich mir in ihm wohl den Hintern abfrieren. Nachdem ich meine persönlichen Dinge geregelt habe, treffe ich mich mit der Gruppe und ein Bus bringt uns zur Einfahrt von Star City, wo schon die Crew der Ilyushin 76 MDK auf uns wartet. Von weitem erkenne ich schon Igor, es freut mich, dass er da ist.
Nach einer kurzen Begrüßung ziehen die ersten „Wölkchen“ am Himmel auf und ich beginne zu „beten“, dass das Wetter halten soll. Denn es wäre fatal, wenn der Parabelflug wegen einem Wetterproblem nicht statt finden könnte. Nebenbei bemerkt gibt es nur drei Möglichkeiten, dass ein Parabelflug nicht starten kann: entweder technische Defekte am Flugzeug, Wetterprobleme oder gesundheitliche Probleme. Ich erfahre an diesem Morgen, dass es in der 35-jährigen Geschichte der russischen Raumfahrt nur sehr selten vorgekommen ist, dass ein Parabelflug nicht gestartet oder abgebrochen worden ist.
Nach einem kurzen Smalltalk mit Boris und Igor sitze ich im Bus, der uns zum nahegelegenen militärischen Flugplatz bringt. Nach einer kurzen Einlasskontrolle bewegt sich der Bus über das Flugfeld und ich bemerke sehr viele Flugzeuge, die auf den Rollfeldern stehen: Antonov´s AH 124, Ilyushin 86, mehrere Turbopropflugzeuge. Nach fünf Minuten weiterer Fahrt hält der Bus an und wir steigen aus. Vor uns, die Ilyusin 76 MDK. Sie ist ein Spezialflugzeug und eignet sich sowohl für Parabelflüge mit „lebenden Objekten“ als auch für Laborflüge, in denen das Verhalten von Flüssigkeiten oder Kristallen oder anderen Materialien überprüft werden kann.
Ich betrachte mir die Maschine. Sie sieht sehr gut in Schuss aus. Von der russischen Technik ist der Westen nicht immer begeistert, einige russische Maschinen sind in Europa erst gar nicht zugelassen, entweder aus Lautstärkegründen, aus Emissionsgründen oder aus technischen Gründen.
Ich gehe um die Maschine herum, mache einige Fotos und betrachte mir das Fahrwerk. Das Profil sieht recht gut aus, denke ich, dann bekommen wir die Anweisung, uns ins Innere des Flugzeugs zu begeben.
Als ich in die Maschine komme, bin ich überrascht, so groß sieht sie von außen gar nicht aus. Ein ungefähr 20 bis 30 Meter langer Innenraum zeigt sich, ca. fünf Meter breit, vier Meter hoch. Er ist gut ausgepolstert am Boden und der Decke, direkt hinter dem Eingang befindet sich das Kommandopult der Instruktoren. Hier werden medizinische Daten erfasst und die Bewegungen und Übungen koordiniert.
Ich sehe einen russischen Offizier mit der berühmten großen Schirmmütze. Irgendwie kommt mir der Offizier bekannt vor, dann erkenne ich ihn: Es war mein „Chefarzt“ während des Überlebenstrainings in Sochi. Ich begrüße ihn, er erkennt mich und wir geben uns die Hand. Leider habe ich seinen Namen vergessen, später erfahre ich, das er auch Juri heißt! Ich kenne mittlerweile soviele Juris, dass ich sie manchmal gar nicht auseinanderhalten kann.
Wieder heißt es: kurzer medizinischer Check. Blutdruck und Puls werden gemessen und der Arzt fragt nach meinem Wohlbefinden. Mein Blutdruck ist an diesem Morgen mehr als in Ordnung und ich fühle mich sehr gut. Nachdem der Routinecheck vollzogen ist, schaue ich mir die Maschine etwas genauer an. Die Ilyushin ist ein Transportflugzeug, ich erkenne den Hubkran, auf dem 2.800 Kilogramm steht. Ich gehe in Richtung Cockpit, komme aber nicht weit, weil ich von einem Besatzungsmitglied nicht durchgelassen werde. Okay, denke ich, ich bin an Bord eines Militärflugzeugs und habe dafür Verständnis.
Dann beginnt wieder die Sicherheitsbelehrung und man legt uns Fallschirme an! Fallschirme werden Sie fragen? Habe ich mich zunächst auch gefragt, aber es ist aus Sicherheitsgründen erforderlich, während der Startphase Fallschirme zu tragen. Die Instruktoren zeigen sich geduldig, für jede Körpergröße gibt es einen speziellen Fallschirm. Ich bin bisher einmal in meinem Leben Tandem gesprungen, ein einmaliges Erlebnis und fühle mich in diese Zeit zurückversetzt. Nur war damals jemand dabei, der wusste, was zu tun ist.
Nach einer halben Stunde Belehrung und Einweisung in die Sicherheitsmaßnahmen an Bord sitzen wir alle auf dem Boden. Bei der ersten Parabel wird empohlen, sich an einer Stange festzuhalten, um den Körper genügend Zeit zu lassen, sich in seiner Umgebung zurecht zu finden. Einige aus der Gruppe denken wohl nicht daran, was ich schon an den Gesichtern erkennen kann. Da ich weiß, warum Instruktoren sagen, man solle sich festhalten, denke ich nicht weiter darüber nach und tue es ganz einfach!
Nach 20 Minuten startet der Pilot die vier Düsentriebwerke, es wird laut an Bord und man kann sich nur mit Schreien verständigen. Ich bemerke eine innere Aufregung. Nichts Nervöses, ich bin gespannt auf das Gefühl der Schwerelosigkeit und kann es kaum erwarten. Neben mir sitzen Johan und Steven, zwei Jungs aus Schweden. Zu den beiden komme ich noch ausführlich.
Die Maschine scheint ewig über das Rollfeld zu fahren und man bekommt nicht richtig mit, dass man sich auf einmal in die Luft erhebt. Die Maschine ist binnen Minuten auf ihrem vorgeschriebenen Kurs. Da sie keine Fenster im Innenraum besitzt, ist eine Orientierung nicht richtig möglich. Ich besitze ein ausgezeichnetes Orientierungsvermögen und bemerke die Flugbewegungen der Ilyushin. 20 Minuten benötigt sie zum Steigen und irgendwann bemerke ich, dass wir unsere Flughöhe erreicht haben. Das Warten beginnt.
Boris lächelt und macht seine Scherze. Ich vergaß noch etwas zu erwähnen: Ein guter Bekannter sendete mir vor meiner Reise nach Russland original Kotztüten der British-Airways mit der Aufforderung, sie nach der Benutzung vorne bei den Piloten abzugeben, schließlich sind diese auch Schuld an einem „etwaigen“ Desaster, wenn man seinen Mageninhalt begutachten kann! Die Instruktoren tragen „Mülltüten“ bei sich. Gottseidank sind diese nicht durchsichtig, denke ich und Boris macht seine Scherze. Er meint, das Entgeld zur Benutzung eines „Kotzbeutels“ beträgt fünf Dollar! Geschäftiges Völkchen, diese Russen!
Während meiner Überlegungen bemerke ich urplötzlich, dass ich schwerer werde und meine Beine kaum bewegen kann. Die Gruppe verfällt in Aufregung und jeder hat bemerkt, dass die Maschine sich anschickt, die erste Parabel im 45 Grad Steigwinkel zu nehmen. Urplötzlich springt Boris in die Höhe und greift an die vier Meter hoch gelegene Decke des Flugzeuges. Ich sehe dies und denke: Das ist es, die Schwerelosigkeit beginnt. Ich drücke mich mit den Füssen von dem weichgepolsterten Boden ab, aber falle schnell wieder auf den Boden! Nichts mit Schwerelosigkeit und bemerke, das Boris sich schon lange wieder auf dem Boden der Tatsachen befindet! Verwunderung macht sich breit, habe ich die Schwerelosigkeit verschlafen? Erst später erfahre ich: Professionelle und ausgebildete Piloten, die Parabeln fliegen dürfen, können kurz vor der Schwerelosigkeit einen Zustand von 0,6 G bewirken.
Noch in Gedanken werde ich von einer Sekunde auf die andere von der Schwerelosigkeit überrascht: Ich bemerke, wie sich die Schwerelosigkeit vom Heck des Flugzeuges aus ausbreitet, ich sitze ungefähr in der Mitte. Meine Füße vor mir bewegen sich urplötzlich in Richtung Decke. Festhalten, denke ich, nur nicht loslassen und mein Verstand siegt! Ich drehe mich auf den Kopf, die Füße stehen an der Decke. Ich sehe meine schwedischen Kollegen, wie sie sich um die eigene senkrechte Achse drehen wie in einem Karusell und ein Instruktor führt behutsam Ihre Hände zurück zur Haltestange. Mein Geist bekommt nicht richtig mit, dass ich nach 38 Jahren zum ersten Mal schwerelos bin! Ich sehe die Welt mit anderen Augen und fühle mich sehr gut. Es ist, als würde mein Geist meinen Körper verlassen und mich selber bei dem Zustand der Schwerelosigkeit beobachten können. Ein nun fast nicht zu beschreibendes Gefühl (Boris meint später in einer ruhigen Sekunde zu mir: „Zero-G is better than Sex!“) bemächtigt sich meiner, es ist fast ein metaphysisches Erlebnis. Tausende von Gedanken schießen mir durch den Kopf, ich denke komischerweise an Schwarze Löcher und deren Übergänge der Materie, „Event Horizon“ genannt. Wie ich darauf komme, weiß ich nicht mehr. Ich bewege mich wieder nach unten, dann wieder nach oben, immer die Stange festhaltend. Was um mich herum passiert, bekomme ich nur wie in einem Traum mit: ich sehe etwas, aber ich weiß nicht was.
Genauso schnell wie die Schwerelosigkeit begonnen hat, endet sie wieder. Im Flugzeug befindet sich eine Lampe, die anzeigt, wenn die Schwerelosigkeit dem Ende zugeht und dann sollte man sich schleunigst wieder in Richtung „Boden“ des Flugzeugs bewegen, auch wenn man zunächst nicht weiß, wo der Boden in Wirklichkeit ist.
Die erste Parabel geht zu Ende und die Beschleunigungskräfte wachsen wieder auf 2 G an, was aber durch meinen Geist nicht mehr so wahrgenommen wird wie beim Aufstieg der Ilyushin in die Parabel.
Das Ganze wird zehnmal wiederholt, ich schwebe durch die Ilyushin wie ein Vogel. Freifliegend, um die eigene Achse drehend, an der Decke des Flugezeuges (mit Unterstützung eines Instruktors wohlgemerkt) entlangrollend. Ich gewöhne mich an die Schwerelosigkeit. Mir wird weder schlecht, noch bin ich euphorisch! Während der Parabeln manifestiert sich der Gedanke in mir, wie es ist, über einen längeren Zeitraum schwerelos zu sein. Ich bin auf einem Flug in mein inneres Ich und gehöre nun zu den Menschen auf der Welt, die seit 1961- sei es durch Parabelflüge oder durch Flüge in den Weltraum, den Verlust der Schwere auf diese Art erleben durften und ich bin stolz auf mich selber. Hätte man mich vor drei Jahren gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte, hätte ich gesagt: Niemals. Wie soll ich nur so ein Ziel erreichen?
Und nun habe ich die Schwerelosigkeit erlebt. Ein schwer zu beschreibendes Gefühl. Man muss es selbst erlebt haben, um es nur annähernd beschreiben zu können. Oder versuchen Sie mal, die Gefühle beim Sex zu beschreiben, wenn ich Boris zitieren darf!
Nach 1,5 Stunden kehren wir zum Militärflughafen zurück und landen sicher auf dem Rollfeld. Der ganze Flug geht wie in Minutenschnelle vorbei. Die Schwerelosigkeit dauert bei jeder Parabel nur ca. 25 bis 27 Sekunden. Hört sich nicht viel an, aber machen Sie mal folgenden Versuch. Blicken Sie auf Ihre Uhr und prüfen einmal selber nach, wie lange 27 Sekunden andauern können, eine halbe Ewigkeit für Sie, Millisekunden für mich in der Schwerelosigkeit!
Als ich aus dem Flugzeug steige und wieder „festen“ Boden unter mir spüre, möchte ich am liebsten sofort wieder einsteigen und das Ganze nochmal erleben. Aber ich denke, es wird ein nächstes Mal geben! Unvorstellbar. Mir gehen Gedanken durch den Kopf: Vor sieben Jahren baute ich meine erste eigene Homepage im Internet, die sich der Themen Raumfahrt und Astronomie angenommen hatte, weil es in der Zeit keine guten deutschsprachigen Homepages zu den Themen gab. Und 4 Jahre später durfte ich mit amerikanischen und russischen Raumfahrern trainieren, was es heißt, eine Sojus nach einer Notlandung zu verlassen und im Meer zu überleben. Sechs Jahre später laufe ich an der Decke einer Ilyushin entlang! Mein Weg manifestiert sich im Kopf: Ich muss in den Weltraum. Muss dieses in meinem Leben zu meiner Erfahrung machen! Meine Seele besteht darauf! Und ich werde diese Erfahrung mit allen teilen!