Der Marsrover Curiosity befindet sich immer noch auf dem Weg zum Zentralberg des Gale-Kraters. Am 3. Juni 2014 ist es dem Rover dabei gelungen, einen Transit des Planeten Merkur vor der Sonnenscheibe zu dokumentieren. Der Planet erscheint dabei allerdings lediglich als verschwommener, lichtschwacher Fleck vor der hellen Sonnenscheibe. Außerdem sind auf den Aufnahmen zwei größere Sonnenflecken erkennbar.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL, UMSF.
Nach dem Abschluss seiner Untersuchungen im Bereich der Region “The Kimberley” (Raumfahrer.net berichtete) setzte der von der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA betriebene Marsrover Curiosity seine Fahrt am 15. Mai 2014 fort. Seitdem bewegte sich der Rover weiter in die grob westliche Richtung. Im Rahmen der dabei absolvierten 15 Fahrten konnte eine Gesamtstrecke von rund 800 Metern überbrückt werden.
Neben verschiedenen Routinemessungen, für die speziell die Instrumentenkomplexe ChemCam, DAN, RAD und REMS eingesetzt wurden, kamen in den letzten Wochen auch die Kamerasysteme des Rovers zum Einsatz, um das von dem Rover passierte Gebiet zu dokumentieren. Allerdings galt das Interesse der an der Mission beteiligten Wissenschaftler dabei nicht ausschließlich der vielfältigen Geologie der Marsoberfläche.
Ein Transit des Planeten Merkur
Am 3. Juni 2014 wurde die MastCam, die Hauptkamera des Marsrovers, in den Morgenstunden auch auf die Sonne gerichtet. Dabei konnte ein Durchgang des Merkur, des innersten Planeten unseres Sonnensystems, vor der Sonnenscheibe dokumentiert werden. Bei dieser Beobachtung handelte es sich um den ersten Transit eines Planeten vor dem Zentralgestirn unseres Sonnensystems, welcher von der Oberfläche eines anderen Planeten aus beobachtet wurde. Außerdem ist dies die erste Abbildung des Merkur, welche von der Marsoberfläche aus erfolgte.
Allerdings erscheint der lediglich 4.879 Kilometer durchmessende Merkur aufgrund seiner großen Entfernung zum Mars auf den entsprechenden Aufnahmen nur als ein verschwommener, lichtschwacher Fleck vor der hellen Scheibe unseres Zentralsterns. Merkur nimmt auf den Aufnahmen lediglich ein Sechstel eines Pixels einnimmt. Der Verlauf des Transits entsprach allerdings exakt den zuvor angestellten Berechnungen und erfolgte genau dort, wo er von Curiositys Standort auf der Marsoberfläche aus zu sehen sein sollte.
“Dies ist eine Verbeugung vor der Bedeutung, welche Planetentransits in der Geschichte der Astronomie auf der Erde eingenommen haben”, so Dr. Mark Lemmon von der Texas A&M University in College Station/USA, einem der Mitarbeiter des MastCam-Teams. “Die Beobachtungen von Venustransits wurden genutzt, um die Größe des Sonnensystems zu ermitteln [gemeint ist damit die erstmalige Bestimmung der Entfernung zwischen Erde und Sonne, welche im astronomischen Sprachgebrauch als Astronomische Einheit definiert ist]. Beobachtungen von Merkurtransits dienten der Bestimmung des Durchmessers der Sonne.”
Auf den Aufnahmen sind zudem zwei Sonnenflecken erkennbar, welche in etwa über den gleichen Durchmesser wie die Erde verfügen. Die Bewegung dieser in der Photosphäre der Sonne beheimateten Flecken ist durch die Rotationsbewegung der Sonne bedingt, was zur Folge hatte, dass sich die beiden Flecken während der Beobachtung kaum von der Stelle bewegt haben. Die Bewegung des Merkur ist dagegen deutlich erkennbar.
Planetentransits im Sonnensystem
Der Durchgang eines Planeten vor der Sonnenscheibe lässt sich von einem weiter außen liegenden Planeten aus nur dann beobachten, wenn diese beiden Himmelskörper zusammen mit der Sonne eine exakte Linie bilden. Tritt eine derartige Konstellation ein, so zieht der innere Planet – vom äußeren Planeten aus gesehen – direkt vor der Scheibe der Sonne vorbei. Von der Erde aus betrachtet stellen die Transits der beiden inneren Planeten Merkur und Venus relativ selten zu beobachtende Ereignisse dar.
Vom Mars aus betrachtet erfolgen derartige Transits allerdings häufiger, wobei dann bei einer entsprechenden Stellung der Planeten auch beobachtet werden kann, wie die Erde und der Mond vor der Sonne vorbei ziehen. Der nächste vom Mars aus zu beobachtende Merkurtransit wird so zum Beispiel bereits im April 2015 erfolgen und könnte dann theoretisch gleich von beiden derzeit aktiven Marsrovern verfolgt werden. Curiosity müsste die Sonne hierzu kurz vor dem Sonnenuntergang abbilden. Der mehrere tausend Kilometer auf der Marsoberfläche entfernt aktive Rover Opportunity könnte kurz nach dem Sonnenaufgang entsprechende Aufnahmen erstellen.
Der nächste Venustransit erfolgt dann im August 2030 und könnte eventuell durch den nächsten Marsrover der NASA, den derzeit noch in der Planungsphase befindlichen Rover Mars 2020 dokumentiert werden. Und sollten in den nächsten Dekaden wirklich Menschen die Oberfläche des Mars betreten und dort anschließend auch längerfristig anwesend sein, so könnten diese im November 2084 verfolgen, wie unser Heimatplanet zusammen mit dem Erdmond vor der Scheibe der Sonne vorbeizieht.
Zunächst soll Curiosity jedoch erst einmal die Fahrt fortsetzen und sich dabei weiter der Basis des “Aeolis Mons”, des im Inneren des Gale-Kraters gelegenen Zentralberges, nähern. Durch die Untersuchung der geschichteten Gesteinsablagerungen an den unteren Hängen dieses rund 5.500 Meter hohen Zentralberges erhoffen sich die Planetologen weitere Erkenntnisse über die Umweltbedingungen, welche einstmals auf unserem Nachbarplaneten vorherrschten.
Bis zum Erreichen des vorgesehen ‘Einstiegspunktes’ muss Curiosity allerdings noch eine Strecke von weiteren rund fünf Kilometern zurücklegen. In den kommenden Wochen sollen dabei auch die Analysen der zuletzt bei der Oberflächenformation “Windjana” gewonnenen Bodenproben fortgesetzt werden.
Bis zum heutigen Tag, dem “Sol” 657 seiner Mission, hat der Marsrover Curiosity mehr als 7.300 Meter auf der Marsoberfläche zurückgelegt. Dabei hat der Rover mit seinen Kamerasystemen über 155.000 Bilder aufgenommen und an das Roverkontrollzentrum des Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Pasadena/Kalifornien übermittelt. Diese Aufnahmen sind für die interessierte Öffentlichkeit auf einer speziellen Internetseite des JPL einsehbar.
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