Curiosity hat die Sanddüne überquert

Der Marsrover Curiosity hat eine Sanddüne, welche die Durchfahrt durch die Dingo Gap versperrte, vor wenigen Stunden erfolgreich passiert.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: USGS. JPL, University of Leicester. Vertont von Peter Rittinger.

NASA, JPL-Caltech
Während der Fahrt zum Kamm der Düne wurden diverse Aufnahmen angefertigt, mit denen sich nachträglich die Fortschritte während der einzelnen Fahrabschnitte nachvollziehen lassen können. Diese hier gezeigte Aufnahme fertigte die linke Navigationskamera am 4. Februar 2014 an.
(Bild: NASA, JPL-Caltech)

Bereits am 24. Januar 2014 hatten sich die Leiter der Mission des von der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA betriebenen Marsrovers Curiosity dazu entschieden, den Rover von seinem ursprünglich vorgesehenen Kurs abweichen zu lassen und stattdessen eine mit dem Namen “Dingo Gap” belegten Formation anzusteuern.

Als Grund für diese kurzfristige Neuplanung der Route, welche als Fernziel jedoch auch weiterhin die Basis des im Inneren des Gale-Kraters gelegenen Zentralberges Aeolis Mons zum Ziel hat, wird das zukünftig zu passierende Gelände genannt. Hinter “Dingo Gap”, so die für die Planung verantwortlichen Missionsmitarbeiter, befindet sich ein Gelände, welches für den Rover leichter und sicherer zu passieren sein wird als das Terrain auf der ursprünglich vorgesehenen Route.

Um dieses Gebiet zu erreichen und anschließend auch zu durchfahren musste der Rover allerdings zunächst eine in ihrem Zentrum etwa einen Meter hohe Sanddüne überqueren, welche die Durchfahrt bei der Dingo Gap auf voller Breite versperrt und die eine potentielle Gefahr für den Rover dargestellt hat. Am 30. Januar erreichte der Rover schließlich nach mehreren Fahrten über jeweils nur wenige Meter den Rand dieser Düne (Raumfahrer.net berichtete) und begann unmittelbar darauf mit ausgedehnten Untersuchungen.

Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass es sich bei dieser Düne offenbar um eine Sicheldüne handelt. Dieser Dünentyp ist den Wissenschaftlern auch von der Erde her bekannt. Auf unserem Heimatplaneten treten solche auch als “Barchan” bezeichneten Dünen speziell in einer trockenen Umgebung auf und stellen die in solchen Umgebungen am weitesten verbreitete Dünenform dar.

NASA, JPL-Caltech
Zur Dokumentation der Fortschritte während der Fahrt dienen auch die Aufnahmen der hinteren Gefahrenerkennungskameras. Das hier erkennbare “Chaos” an Radspuren hat Curiosity seit dem 30. Januar 2014 auf der Vorderseite der Sanddüne hinterlassen.
(Bild: NASA, JPL-Caltech)

Durch weiterführende Analysen mit verschiedenen Instrumenten wurde zunächst die Zusammensetzung und die “Tragfähigkeit” des Sandes ermittelt. Hierbei kamen unter anderem die diversen Kamerasysteme des Rovers, aber auch das APX-Spektrometer, die ChemCam und das DAN-Instrument zum Einsatz. Eine erste Auswertung der gewonnenen Daten führte zu dem Schluss, dass die Passage dieser Düne von Curiosity wohl ohne größere Probleme zu bewerkstelligen sein wird.

“Anhand der im Bereich der Dingo Gap gewonnenen Fotos erscheint es so, als ob diese Düne sicher passiert werden kann. Deshalb wurde beschlossen, die Passage durch diese Lücke fortzusetzen”, so Ken Herkenhoff vom United States Geological Survey (USGS) am 3. Februar 2014.

Am gleichen Tag bewegte sich der Rover jedoch zunächst erst einmal wieder um etwa 1,1 Meter von der Düne weg und führte weitere Analysen des Geländes durch. Hierbei wurden die Instrumente erneut dazu eingesetzt, um sowohl die Zusammensetzung des von den Rädern “umgegrabenen” Dünenmaterials als auch die direkt daneben gelegenen, unberührten Bereiche zu untersuchen.

NASA, JPL-Caltech
Diese Aufnahme wurde am 4. Februar 2014 mit der linken Navigationskamera unmittelbar nach der Erreichen des Dünenkamms angefertigt. Auf der linken Bildhälfte ist das hinter dem Kamm gelegene Gelände der Düne erkennbar. Im Bildhintergrund ist das rund 25 Kilometer entfernt gelegene Randgebirge des Gale-Kraters zu sehen.
(Bild: NASA, JPL-Caltech)

Da alle bisher gesammelten Daten einschließlich der Telemetriewerte, welche unter anderem Auskunft über den Schlupf der Räder beim Durchfahren der Düne liefern, keine Auffälligkeiten zeigten begann Curiosity bereits am nächsten Tag, dem 4. Februar, mit der schrittweise erfolgenden Überquerung der Düne.

Hierzu wurde der Rover zunächst in die südliche Richtung gesteuert, um den südlichen Rand der Düne zu erreichen. Anschließend wurde eine Drehung um 90 Grad absolviert und Curiosity begann mit seiner Fahrt zum eigentlichen Dünenkamm.

Nach einer absolvierten Strecke von insgesamt 9,26 Metern erreichten die Vorderräder des Rovers schließlich den Kamm der Düne und die Fahrt wurde – wie vorgesehen – beendet. In der Folgezeit wurden wieder diverse Aufnahmen der Umgebung von diesem neuen Standort aus angefertigt und bereits kurz darauf zur Erde übermittelt.

Da auch weiterhin alles “nach Plan” verlaufen war stand der endgültigen Überquerung der Düne somit nichts mehr im Weg. Die entsprechende Fahrt sollte eigentlich bereits am 5. Februar stattfinden, wurde dann aber doch noch kurzfristig verschoben. Durch den Aufschub der Fahrt um einen weiteren Tag sollten die für die Durchführung der Fahrt verantwortlichen Roverdriver mehr Zeit erhalten, um dieses überaus anspruchsvolle Manöver zu planen und die entsprechenden Kommandosequenzen zu schreiben und zu testen.

Die Sanddüne ist überwunden

NASA, JPL-Caltech
Diese Aufnahmen der vorderen und hinteren Gefahrenerkennungskameras wurden nach dem Ende der Fahrt am 6. Februar angefertigt und dokumentieren, dass die Düne erfolgreich passiert wurde.
(Bild: NASA, JPL-Caltech)

Curiosity setzte sich schließlich am 6. Februar gegen 12:52 lokaler Marszeit – dies entspricht 21:02 MEZ – erneut in Bewegung und überbrückte innerhalb von rund 36 Minuten eine weitere Distanz von mehreren Metern. Nach dem Abschluss dieser Fahrt hatte der Rover mit seinen beiden vorderen Rädern wieder “sicheres Terrain” erreicht.

Der Rover kann seine Fahrt jetzt auf einem Gelände fortsetzten, auf dem sich deutlich weniger scharfkantige Steine befinden, welche zu den zuvor beobachteten Beschädigungen der Radlaufflächen führen. Zudem hat Curiosity durch die Überquerung der Düne auch den erfolgreichen Praxisnachweis geliefert, dass er auch trotz seines hohen Gewichts von 899 Kilogramm prinzipiell in der Lage ist, sich auch über eine sandige Oberfläche zu bewegen, ohne sich dabei festzufahren.

Bis zum heutigen Tag, dem “Sol” 535 seiner Mission, hat der Marsrover Curiosity eine Distanz von mehr als 4.900 Metern auf der Oberfläche des Mars zurückgelegt. Seit dem Erreichen unseres Nachbarplaneten haben die Kamerasysteme von Curiosity zudem mehr als 118.300 Bilder aufgenommen und an das Roverkontrollzentrum des Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Pasadena/Kalifornien übermittelt. Diese Aufnahmen sind für die interessierte Öffentlichkeit auf einer speziellen Internetseite des JPL einsehbar.

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