Nach der erfolgreichen Passage einer Sanddüne setzt der Marsrover Curiosity seine Untersuchungen fort. Außerdem hat sich der Rover vor wenigen Tagen als Astrofotograf betätigt und ein Foto von unserem Heimatplaneten angefertigt.
Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: JPL, USGS, UMSF-Forum.
Bereits am 24. Januar 2014 hatten sich die Leiter der Mission des von der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA betriebenen Marsrovers Curiosity dazu entschieden, den Rover von seinem ursprünglich vorgesehenen Kurs abweichen zu lassen und stattdessen eine mit dem Namen „Dingo Gap“ belegten Formation anzusteuern. Am 6. Februar überquerte der Rover schließlich eine etwa einen Meter hohe Sanddüne, welche die Durchfahrt bei der Dingo Gap auf voller Breite versperrte. Nach dem Abschluss dieser Fahrt, bei der innerhalb von 28 Minuten eine Strecke von 7,28 Metern überbrückt wurde, hatte der Rover mit seinen beiden vorderen Rädern wieder „sicheres Terrain“ erreicht (Raumfahrer.net berichtete).
In den folgenden Stunden wurden neben den aktuellen Telemetriedaten des Rovers auch erste Aufnahmen zur Erde übermittelt, welche das jetzt erreichte Gelände im Detail zeigten. Auf den Aufnahmen der vorderen Gefahrenerkennungskameras zeigte sich dabei, dass sich unmittelbar neben dem rechten Vorderrad eine venenartige Struktur durch den Marsboden zieht.
Ähnliche Strukturen wurden bereits im Jahr 2011 von dem ebenfalls von der NASA betriebenen Marsrover Opportunity bei der Untersuchung des westlichen Randbereiches des Endeavour-Kraters entdeckt. Die damaligen Analysen ergaben, dass es sich hierbei um Risse im Boden handelt, welche mit relativ großer Mengen an Kalzium und Schwefel gefüllt sind. Diese beiden Stoffe traten dabei in einem Verhältnis auf, welches sich am besten mit dem wasserhaltigen Mineral Calciumsulfat vereinbaren lässt.
Dieses Mineral kann sich nur durch die Einwirkung von flüssigem Wasser bilden und ablagern. In der Natur tritt es – abhängig von der in der Kristallstruktur eingebundenen Menge an Wasser – in unterschiedlichen Formen auf. Die Messungen des Marsrovers Opportunity ließen die an den Untersuchungen beteiligten Wissenschaftler zu dem Schluss gelangen, dass es sich bei den untersuchten Strukturen um „Adern“ aus Gips handelt (Raumfahrer.net berichtete).
Aktuelle Untersuchungen durch Curiosity
Auch bei der jetzt durch Curiosity entdeckten Struktur dürfte es sich um Frakturen im Boden handeln, welche mit verschiedenen Mineralen aufgefüllt sind. Am heutigen Tag sollen zwei der Instrumente des Marsrovers Curiosity, die an dessen Instrumentenarm montierte MAHLI-Kamera und das ebenfalls dort befindliche APX-Spektrometer, dazu genutzt werden, um die Natur dieser Mineralien genauer zu untersuchen.
In den frühen Morgenstunden des folgenden Missionstages soll dann ein weiteres der insgesamt zehn wissenschaftliche Instrumenten, die ChemCam, eingesetzt werden, um auf der umliegenden Marsoberfläche nach Anzeichen für Bodenfrost zu suchen. Im Anschluss an diese Untersuchung wird die ChemCam dann zwei mit den Namen „Collett“ und „Mussell“ belegte Bodenformationen analysieren, welche sich direkt neben den venenartigen Strukturen befinden.
Im Anschluss an diese Arbeiten soll der Rover die Formation Dingo Gap endgültig durchfahren und dabei weitere rund 40 Meter zurücklegen. Die im Anschluss an diese Fahrt anzufertigenden Aufnahmen sollen am kommenden Montag genutzt werden, um die darauf folgende Fahrt zu planen, welche dann wahrscheinlich am Dienstag durchgeführt werden wird.
Außerdem soll mit dem Tunable Laser Spectrometer, einem der drei Messinstrumente des SAM-Instrumentenkomplexes, eine erneute, diesmal während der Nachtstunden durchzuführende Analyse der Marsatmosphäre erfolgen (Raumfahrer.net berichtete über frühere Messungen).
Ein Foto von unserem Heimatplaneten
Neben seinen derzeitigen wissenschaftlichen Aktivitäten hat sich der Marsrover Curiosity vor wenigen Tagen zudem auch als „Astrofotograf“ betätigt und seine Hauptkamera, die MastCam, am 31. Januar 2014 etwa 80 Minuten nach Sonnenuntergang auf den Nachthimmel des Mars gerichtet.
Auf den dabei angefertigten Aufnahmen ist unser Heimatplanet als kleiner, leuchtender Punkt knapp über dem Marshorizont erkennbar. Höher aufgelösten Versionen dieses Fotos finden Sie auf dieser Seite des JPL-Photojournals. Neben der Erde ist auf diesen Aufnahmen auch der Mond erkennbar. Zum Zeitpunkt der Aufnahme betrug der Abstand zwischen dem Mars und der Erde etwa 159.579.000 Kilometer.
Bei diesen Fotos handelt es sich jedoch keineswegs um „sentimentale Spielereien“ der beteiligten Wissenschaftler. Vielmehr verfügen diese Aufnahmen, mit denen die Leistungsfähigkeit dieses Kamerasystems für astronomische Beobachtungen unter Beweis gestellt wurde, über einen wissenschaftlichen Hintergrund.
Bereits in wenigen Monaten wird sich der Komet C/2013 A1 (Siding Spring) dem Mars nähern und diesen am 19. Oktober 2014 in einer Distanz von lediglich rund 138.000 Kilometern passieren. Neben den drei derzeit aktiven Marsorbitern der NASA und der Europäischen Weltraumagentur ESA soll dann auch der Marsrover Curiosity zur Untersuchung dieses Kometen eingesetzt werden (Raumfahrer.net berichtete).
Bis zum heutigen Tag, dem „Sol“ 537 seiner Mission, hat der Marsrover Curiosity eine Distanz von mehr als 4.920 Metern auf der Oberfläche des Mars zurückgelegt. Seit dem Erreichen unseres Nachbarplaneten haben die Kamerasysteme von Curiosity zudem mehr als 118.300 Bilder aufgenommen und an das Roverkontrollzentrum des Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Pasadena/Kalifornien übermittelt. Diese Aufnahmen sind für die interessierte Öffentlichkeit auf einer speziellen Internetseite des JPL einsehbar.
Verwandte Meldungen bei Raumfahrer.net:
- Curiosity hat die Sanddüne überquert (7. Februar 2014)
- Marsrover Curiosity hat Dingo Gap erreicht (1. Februar 2014)
- Marsrover Curiosity ändert den Kurs (25. Januar 2014)
- Marsorbiter MRO fotografiert Curiositys Radspuren (10. Januar 2014)
- Curiosity: Software-Upgrade und Überprüfung der Räder (22. Dezember 2013)
Diskutieren Sie mit in Raumcon-Forum:
Verwandte Seiten bei Raumfahrer.net: